Akiba's Trip 2 Undead & Undressed

Houdini wäre stolz: Als künstlich erzeugter Vampir durch die Strassen Japans wandeln und gegnerische Blutsauger entkleiden? Klingt nach einer verrückten Idee. Was am Ende übrig bleibt, wenn der gesamte Stoff verschwunden ist, verrät der Test.

Es ist gerade einmal ein paar Monate her, dass "Akiba's Trip 2" auf den Markt kam - allerdings nur für die Playstation 3 und Sonys hauseigenen Handheld, die PS Vita. Nun dürfen sich aber auch PS4-Besitzer in der Action-Rollenspiel stürzen. Im Gegensatz zu den anderen Versionen wurde lediglich an der Grafikschraube gedreht - inhaltlich bleibt alles identisch. Meinen persönlichen Blick auf das Spiel erfahrt ihr im folgenden Abschnitt.

Dass Japaner ein ganz eigenes Verständnis von Spielen und Storys haben, dürfte längst bekannt sein. Dass ein Besuch im fernen Osten den Traum eines manchen Technikliebhabers darstellt, kann man durchaus verstehen. Die Elektronikhochburg hört dabei auf den Namen "Akihabara". Der Eintrag in Wikipedia lässt erahnen, warum dies das Mekka von Spielfans ist: "Akihabara (jap. ???, dt. "Herbstlaubfeld", auch kurz Akiba) ist Elektronikmeile und Otakutreffpunkt der japanischen Hauptstadt Tokio. Für Fans von Videospielen gibt es zahllose Second-Hand-Geschäfte und die achtstöckige Sega World. Aber auch im Bereich Anime, Manga und Merchandise ist Akihabara eine zentrale Anlaufstelle."

Virtuelle Stadtführung

Genau in diesem Viertel spielt der neue Titel von NIS mit dem attraktiven Namen "Akibas Trip 2: Undead & Undressed". Dabei verspricht das Spiel zwei Hauptfeatures zu vereinen: Zum einen soll das abgedrehte Rollenspiel/Adventure unterhalten, zum anderen auch ein virtueller Stadtführer durch das berühmte Viertel in Tokio sein. Mal schauen, ob es hält, was es verspricht.

Der Beginn der Story fängt zumindest vielversprechend an: Nach einem erfolgreichen Vorstellungsgespräch findet sich unser Hauptakteur plötzlich auf einer Liege, angekettet in den Kellerräumen einer ominösen Firma. Einige der Mitarbeiter wollen den Spieler nämlich in einen willenlosen Vampir verwandeln, indem sie ihm merkwürdige Medikamente einflößen. Nachdem das Experiment begonnen hat, erscheint schon unsere Hilfe in Form einer hübschen kleinen Lady. Gemeinsam mit unserer unbekannten Rettung erkämpfen wir uns den Weg in die Freiheit. Nach und nach erfahren wir in späteren Dialogen, dass wir dem Tod gerade so von der Schippe gesprungen sind - allerdings dennoch eine Art Vampir geworden sind, der jedoch im Vollbesitz seiner Gedanken ist. Bei den feindlichen Vampiren, den Synthister, ist dies nicht der Fall: Sie versuchen uns fortan zu jagen und zu töten - und das spielt sich alles in Akihabara ab.

Abgedrehte Idee

Der Grundstein für eine absurde Reise ist gelegt: In typischer Action-Adventure-Manier darf der Spieler durch das virtuelle Akihabara laufen und Feinde aufs Korn nehmen. Die interessante Idee am Kampfsystem: Um Gegner auszuschalten, müssen wir ihnen die Kleidung ausziehen - Vampire nehmen von direkter Sonneneinstrahlung bekanntlich Schaden. Also drescht man blindlings auf die verschiedenen Körperzonen ein - Kopf, Rumpf und Beine - bis diese grün leuchten, was als Signal dafür dient, dass man sie nun ausziehen kann. Eine irrsinnige Idee, wie sie nur Japaner haben können. Spaß macht dieses System allemal - zumindest zu Beginn.

Ausbaufähig

Nicht so schön ist dahingegen die Umgebung: Hier und da sehe ich mal ein paar verdächtig ausschauende Hochhäuser, die zu den Sehenswürdigkeiten des Viertels gehören, wie ich später - Wikipedia sei Dank - erfahre. Ein gewisser Wiedererkennungswert ist durchaus vorhanden, allerdings wäre mir dies nie aufgefallen, wenn das Spiel mich nicht vorher darauf hingewiesen hätte. Für mich sieht das hier nämlich alles nach einem Null-Acht-Fünfzehn-Szenario aus, das lediglich eine x-beliebige japanische Großstadt darstellen soll. Die groben Texturen führen dazu, dass man seine Umgebung bald ignoriert. Immerhin wurde die PS4-Version in dieser Hinsicht etwas verbessert. Dennoch schade eigentlich, da hier mehr drin gewesen wäre.

Nach ein paar weiteren Missionen, bei denen ich immer wieder neue Ausrüstungsgegenstände finde, beginnt leider auch das Kampfsystem langsam zu bröckeln: Die Auseinandersetzungen mit den Synthister werden zur Routine und gestalten sich mitunter zäher als sie sein sollten. Dafür halten mich die amüsanten Dialoge mit den anderen Charakteren bei Laune. Durch die verschiedenen Antwortmöglichkeiten bei den Fragen, nimmt die Story verschiedene Verläufe an, was zu insgesamt fünf unterschiedlichen Enden führt. Ein Durchgang wird euch etwa 15 bis 20 Stunden an Spielzeit kosten.

Fazit

Das entscheidende Problem an "Akibas Trip 2" ist das Fehlen der Spieltiefe. Als virtueller Stadtführer durch eines der berühmtesten Viertel Tokios taugt es nur bedingt. Aber die Idee des interessanten Kampfsystems hätte ich mir unterhaltsamer beziehungsweise abwechslungsreicher vorgestellt. Monotone Kämpfe und eine etwas störrische Kamera lassen die Auseinandersetzungen bald abstumpfen. Einzig die unterhaltsamen Dialoge, sowie die nette - aber dennoch klischeehafte - Story machen da wieder etwas Boden gut. Wer auf ein solides, aber nicht sonderlich herausragendes Japan-Action-Adventure steht, kann hiermit sein Glück versuchen. Wer allerdings einen Stadtführer für Akihabara sucht, dem empfehle ich wärmstens ein Buch bei "Amazon" zu kaufen.

Genre: Action Adventure, Rollenspiel

Für: PS 4, PS 3, PS Vita// Entwickler: Acquire // Publisher: NIS America // Spieler: 1 // Online: nein // USK: Ab 16 Jahren // Internet: akibastrip.com

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