Auch Lehrer waren einmal Schüler

KONZ. Sieben Folgen lang haben wir das Schuljahr der 7d aus dem Blickwinkel der Schüler betrachtet. Diesmal steht die Arbeit des Lehrers im Mittelpunkt.

 Engagiert bei der Sache: Thomas Rendenbach, Lehrer der 7d in der Hauptschule Konz.Foto: Hans Krämer

Engagiert bei der Sache: Thomas Rendenbach, Lehrer der 7d in der Hauptschule Konz.Foto: Hans Krämer

7 Uhr morgens. Während die meisten seiner Schüler um das Wachwerden kämpfen, stellt Lehrer Thomas Rendenbach sein Auto auf dem Parkplatz am Konzer Schulzentrum ab. Er kommt oft so früh. Eine knappe Stunde Zeit für das, was sonst dem Schulalltag zum Opfer fällt: Gespräche mit Kollegen, Erstellen eines Tagesplans, Austausch über Entwicklungen an der Schule. Die Pausen bieten selten die Chance für ruhigere Gespräche. Mal muss Aufsicht geführt werden, mal geht die Zeit für "Schlichtungsverfahren" mit Schülern drauf, ab und zu ist Thomas Rendenbach auch einfach nur "platt".Beschäftigung mit hohem Stressfaktor

An normalen Schultagen sind Vollzeit-Lehrer von 8 bis 13 Uhr fast flächendeckend im Unterricht eingespannt. Eine Beschäftigung mit hohem Stress-Faktor. Und für den Rest des Tages dann frei? Das alte Vorurteil nötigt dem 37-Jährigen eher Amüsement als Ärger ab.Die Realität sieht anders aus. Rendenbach unterrichtet an der Hauptschule einen riesigen Fächer-Kanon. Mathematik und Religion sind seine Stamm-Fächer, die er auch studiert hat. Daneben gibt er regelmäßig Deutsch, Geschichte, Erdkunde, Sozialkunde und Sport, wenn Not am Mann ist auch Musik und Englisch. Ohne tägliche Vorbereitung wäre er aufgeschmissen. "Den Schülern immer mindestens eine Unterrichtseinheit voraus sein", so formuliert Rendenbach eine alte Lehrer-Weisheit. Angesichts eines stetigen Wandels der Lehrpläne und jährlich neu abgestimmter, schulinterner "Stoff-Verteilungspläne" lässt sich dieser multifunktionale Job mit Routine allein schwerlich bewältigen.Dazu kommt die Korrektur von Klassenarbeiten. "Mathe oder Englisch schafft man meist an einem Nachmittag", erzählt Rendenbach, für Aufsätze investiert er in der Regel ein Wochenende. Allein der "Kampf mit der Handschrift" der Schüler kostet jede Menge Zeit und Nerven. Der erste Durchgang ist eine "Grobkorrektur", bei der der Lehrer erst einmal "rauszufinden versucht, was gemeint ist". Dann folgt die "zweite Lesung" mit der Notenfindung.In seiner pädagogischen Frühphase entwarf Junglehrer Rendenbach einst umfassende Bewertungstabellen, um eine möglichst gerechte Note herauszufiltern. "Ein irrer Aufwand mit unbefriedigendem Ergebnis", bilanziert er rückblickend. Seither verlässt er sich lieber auf sein pädagogisches Gefühl als auf einen Zahlenwust von zweifelhafter Aussagekraft.Ernsthafte Beschwerden sind selten, die Eltern akzeptieren die Benotung. Sofern sie sich überhaupt dafür interessieren. Insgesamt sei das Engagement der Eltern an seiner Schule "ganz gut", sagt Lehrer Rendenbach. "Aber es fehlt oft gerade bei denen, wo es am nötigsten wäre." Dann ist das Lehrer-Dasein auch schon mal frustrierend. Dafür gibt es aber auch Erfolgserlebnisse. Zum Beispiel, wenn Rendenbach merkt, "dass Dinge, die wir im Unterricht hatten, auch nach einem halben Jahr noch da sind".Haben Lehrer auch schon mal Angst vor ihren Schülern? Zumindest für seine Person antwortet Thomas Rendenbach mit einem klaren Nein. Kursierende Horror-Szenarien von gewalttätigen Schülern mögen in Großstädten zutreffen, aber "so schlimm ist es bei uns bestimmt nicht". Dennoch weiß der Klassenlehrer, dass "so was wie in Erfurt jederzeit und überall passieren kann".Ob ihm die eigene Schülerzeit noch ab und zu vor Augen kommt? Thomas Rendenbach lacht. Details verrät er nicht, aber er lässt durchblicken, dass seine Schullaufbahn auch nicht nur von Erfolgen gekrönt war. Die Einsicht, dass man durch Einsatz in der Schule "nicht den Lehrern oder den Eltern einen Gefallen tut, sondern sich selbst", komme eben "oft zu spät" - selbst bei späteren Lehrern.

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