RADSPORT: Schauen: ja, strampeln: nein

TRIER/WITTLICH/BITBURG. Mehrere Millionen Zuschauer am Fernseher, Menschenmassen am Straßenrand beim Gastspiel der Tour de France in Deutschland: In den Radsportvereinen der Region ist die Begeisterung um Armstrong & Co. jedoch (noch) nicht angekommen.

Schauen: ja, strampeln: nein. Auf diese zugespitzte Formel lässt sich das Dilemma bringen, mit dem die Radsportvereine in der Region hadern. Viele Menschen fiebern mit den Radrennfahrern bei der Tour de France, doch zu verstärktem Zulauf in ihren Vereinen führt das nicht. Die Konsequenz: "Wir müssen unsere Bemühungen, bei den Jugendlichen das Interesse am Straßen-Radsport zu fördern, verstärken", sagt Rolf Petuelli, Geschäftsführer des RV Schwalbe Trier. Was dazu jedoch ab und an fehle, seien qualifizierte und engagierte Mitarbeiter. Gleichzeitig sei es für die Vereine schwierig, "gegen die Dominanz der Fußballvereine anzukommen". Das betreffe eine mangelnde Präsenz in den Medien ("Die Fernsehsender beschränken sich fast ausschließlich auf die Pro-Tour-Veranstaltungen.") und das manchmal ausbleibende Gruppenerlebnis im Training ("Radsporttraining erfolgt in hohem Maße als Einzeltraining, was nicht jedem Jugendlichen gefällt."). "Bequemlichkeit" bei Jugendlichen macht Hans May vom RSC Obermosel Wincheringen als weiteren Grund für die ausbleibende Bereitschaft, sich dem Radsport zu verschreiben, aus. "Weite Anfahrtwege zum Training", bringt dagegen Edgar Schmitz Geschäftsführer des RSC Prüm ins Spiel, verbunden mit einer "geringen Anzahl von Rennveranstaltungen im näheren Umkreis" (Herbert Henschel, Vorsitzender des RSC Wittlich). Als einer der wenigen sieht Schmitz positive Effekte der Tour für die Vereinsarbeit - "allerdings nur, wenn Ullrich gewinnt". "Der Trainingsaufwand im Radsport ist enorm, hinzu kommen nicht unerhebliche Kosten für die Ausstattung - unter anderem für Rennrad und Bekleidung", sagt Dieter Drees von den Radsportfreunden Bitburg. Die Folge: "Wenn sich der erhoffte persönliche Erfolg trotz hohem Trainingsaufwand nicht binnen kurzer Zeit einstellt, wird sehr schnell das Handtuch geworfen", sagt Henschel. Was kann getan werden? Der neue Präsident des Bunds Deutscher Radfahrer (BDR), Rudolf Scharping, hat sich eine Werbeoffensive auf die Fahnen geschrieben. "Um Jugendliche ab zehn Jahre zum Radrennsport zu führen, müssten mehr ,Erste-Schritt'-Rennen und Renntermine auch im Bezirk Trier angeboten werden", sagt Herbert Weber vom RSC Erden. Mit solchen Angeboten zum Erfolg zu kommen, erachtet Drees dennoch als schwierig: "Wir haben versucht, über Schnupperkurse, Rad-Touristik-Fahrten und Volksradfahren Jugendliche zu gewinnen. Bisher mit sehr wenig Erfolg." Auch Henschel sieht kaum Potenziale: "Wir haben Werbung in Schulen gemacht, wir sprechen jugendliche Radfahrer auf der Straße an, wir bieten Jedermannrennen an, wir informieren Radhändler, legen dort Flyer aus und bieten drei Mal Radtraining pro Woche unter anderem mit älteren erfahrenen Rennfahrern. Ohne großen Erfolg."

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