Die Kasse muss klingeln

TRIER. Er belebt die Jazzszene seit sieben Jahren in der Region. Nun sieht sich der "Jazz-Club EuroCore" finanziellen Engpässen ausgesetzt. Da für dieses Jahr die öffentlichen Zuschüsse des Landes gestrichen wurden, fehlen rund 4500 Euro im Budget. Diese sollen durch neue Vereinsmitglieder und Sponsoren aufgebracht werden. Doch sollte sich die monetäre Situation nicht ändern, ist ein Abspecken des musikalischen Programms unvermeidbar.

"La région à Trèves" bringt Lehrer und Schüler des Conservatoire de Musique de Luxembourg ins Kurfürstliche Palais, der Jazz Workshop findet bereits zum 18. Mal in Trier statt, das Podium junger Künstler bietet talentierten Nachwuchsmusikern ein Forum und der international mit Preisen dekorierte Mario Stantchev greift im November in die Pianotasten - dies ist nur ein Auszug dessen, was der Jazzclub EuroCore an musikalischen Genüssen an die Mosel bringt. Legendär war das Rebecca-Baken-Konzert des vergangenen Jahres, 2006 glänzte die Schwedin Rigmor Gustafsson. Ob derartige Höhepunkte auch in Zukunft realisiert werden können, steht auf der Kippe. Das Land Rheinland-Pfalz hat die Zuschüsse für den Verein gestrichen. Entsprechend entsetzt reagiert Club-Vorstand Thomas Schmitt. Doch wer den tatkräftigen Hauptschullehrer kennt, der ahnt, dass er so etwas nicht auf sich beruhen lässt. Kaum war der Entzug der öffentlichen Finanzspritze mitten im aktuellen Programm bekannt geworden, griff er selbst in die Tasten - ausnahmsweise nicht in die musikalischen. In einem Rundbrief mit dem Motto "Sichere Einnahmen statt unsicherer Zuschüsse" kontaktierte er sein gesamtes soziales Umfeld und versuchte so Sponsoren und neue Mitglieder zu akquirieren. Das Angebot, mit 100 Euro Jahresbeitrag freien Eintritt zu allen Konzerten des Jazzclubs zu erhalten, zog nicht. "Vielen fehlt einfach der Idealismus", stellt Schmitt realistisch fest. Der nicht unbedingt massenkompatiblen musikalischen Ausrichtung des Jazzclubs ist er sich durchaus bewusst: "Wir machen eben kein Easy-Listening und wollen das auch gar nicht." Nur so gelangen Musiklegenden, wie Ende der 90er-Jahre der Miles-Davis-Keyboarder Joe Zawinul, an die Mosel. "Um diesen hohen Anspruch halten zu können, brauchen wir aber Hilfe, das heißt Kohle", betont Jazzer Schmitt und beklagt mit einer gehörigen Portion Schmitt'scher Ironie den heutzutage ausgestorbenen Idealismus. Doch so schnell lässt sich der Musiker von seiner persönlichen Passion nicht abbringen - auch wenn diese Leidenschaft eben manchmal auch Leiden schafft. Im schlimmsten Falle müsse man - trotz eines geringen erwirtschafteten Guthabens - zukünftig umstrukturieren: "Wenn kein Geld da ist, dann müssen wir eben streichen, streichen und streichen. Und irgendwann ist man an dem Limit, wo man sich die Frage stellt, ob das alles überhaupt noch sinnvoll ist." Kontakt: info@jazzclub-eurocore.de.

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