Die Vermittlerin

TRIER. Im zweiten Jahr ihrer Amtszeit als Tufa-Geschäftsführerin arbeitet Gisela Sauer weiterhin daran, dem Trierer Kulturzentrum ein eigenes Profil zu verleihen - einfallsreich und kommunikativ, das ist ihre Art.

Eine Menge Pläne wachsen in ihrem Kopf. Ideen, die viele kreative Köpfe an sie herantragen. Der Tufa-Vorstand beispielsweise oder die Mitgliedsvereine. Etwa eine neue Art von Disco, wie es sie in Trier noch nicht gegeben hat, mit eingebauten Film-Sequenzen und den DJs Frank Jöricke und Ralph Kotschka. Ein Comedy-Gipfel. Anspruchsvolle Kabarettprogramme. Lesungen, intime Termine im kleinen Tufasaal. Ein Kultursommerprojekt, "riesig", woran fünf Mitgliedsvereine beteiligt sind, das Musik, Theater und bildende Kunst verbindet. Dann die Jubiläumsveranstaltungen zum 20. Geburtstag der Tuchfabrik. Solche Pläne verlangen nach Koordinierung. Die einzelnen Beteiligten müssen zusammengebracht, die Ideen nach außen überzeugend vertreten werden. Alles muss "aus einem Schliff" sein, eine Handschrift tragen. Gisela Sauer gelingt diese Herausforderung. Seit nunmehr fast zwei Jahren kümmert sie sich in Zusammenarbeit mit dem Vorstand des Tufa e.V. als dessen hauptamtliche Geschäftsführerin und städtische Amtsleiterin um das Kulturzentrum in der Wechselstraße.Früher war sie Lehrerin im Saarland

Zu Gute kommt ihr dabei ihre Ausbildung als Lehrerin. Die in Homburg geborene Saarländerin hat Ende der 70er-Jahre an der Universität Trier Germanistik und Geographie mit Begleitfach Pädagogik studiert. Nach ihrem Referendariat im Saarland fand sie den Weg zur Kulturszene. Gisela Sauer absolvierte eine Fortbildung zur Kulturarbeiterin und begann, Kulturveranstaltungen zu organisieren. Bereits im Studium hatte sie einen Schwerpunkt auf Museumspädagogik und Ausstellungsdidaktik gelegt - kaum verwunderlich, dass sie (zurück in Trier) eine Stelle im städtischen Museum Simeonstift übernahm. Sie setzte auf außerschulische Lernorte, wollte den Museumsbesuch für Kinder "zu einem Erlebnis" machen, indem diese eine Ritterrüstung überstreifen oder Kindergeburtstage vor Ort gefeiert werden konnten. Ihre Stelle wurde um ein Jahr verlängert und in eine Planstelle überführt - das Ergebnis von Engagement und neuen, frischen Konzepten. "Das war eine klasse Zeit", sagt Gisela Sauer heute. "Ich konnte mit Kultur und mit Kindern arbeiten. Ich konnte etwas vermitteln. Das ist für mich das Wichtigste an meinem Beruf: die Vermittlung." Mitte der 90er-Jahre kam sie zur Tuchfabrik. Im Rahmen der Gründung des Trierer Kulturbüros, in dem die städtische Kulturabteilung und die Tufa zusammengeschlossen waren, wurde Roman Schleimer dessen Amtsleiter und Gisela Sauer seine Stellvertreterin. Konsequent führte sie die Arbeit der vergangenen Jahre weiter: Kulturpädagogik, kulturelles Veranstaltungsmanagement, Stadtteilkulturarbeit, Kontakt zur freien Szene. Sie wurde zuständig für den Trierer Sommertreff, Jazz im Brunnenhof. Am Ende war sie die ideale Kandidatin, als Roman Schleimer 2002 zum Geschäftsführer der Landesgartenschau bestellt und sein Posten vakant wurde. Gisela Sauer leitete ein Jahr kommissarisch Kulturbüro und Tufa und wurde nach Trennung der beiden Institutionen Anfang April 2003 zur neuen Tufa-Leiterin bestimmt. Eine Aufgabe, die sie reizt und fordert. Der Spagat der Tuchfabrik, zwischen soziokulturellem Zentrum und Kleinkunstbühne, will bewältigt werden. "Viele kennen die Tufa, aber nicht mit all ihren Gesichtern", sagt Gisela Sauer. "Ich möchte die Tufa bewusster machen, zeigen, dass wir vielfältige kulturelle Kost bieten." Kooperationen sind für sie am Wichtigsten. Neue Publikumsschichten möchte sie erschließen. "Vermittlung bedeutet für mich, Menschen dafür sensibel zu machen, Neues an sich heran zu lassen, sich damit auseinander zu setzen. Das ist mein Verständnis von Kunst und Kultur", sagt Gisela Sauer.

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