Fahrbericht Der Stachel sitzt tief - Kias neue Sportlimousine Stinger im TV-Fahrbericht

Trier · Er ist das emotionalste Auto, das der südkoreanische Hersteller Kia je gebaucht hat. Und er lässt nicht nur wegen seiner betörend schönen Formen aufhorchen. Mehr in unserem Fahrbericht des Kia Stinger 2,2 CRDI GT-Line.

Der neue Kia Stinger 2,2 CRDI GT-Line im Fahrbericht - Test
Foto: Kia

Das Wort „Stinger“ bedeutet ins Deutsche übersetzt so viel wie „Stachel.“ Und genau so muss die Konkurrenz, die ähnliche Sportlimousinen anbietet, dieses Fahrzeug auch empfinden. Wie ein Stachel im eigenen Fleisch, der weht tut. Der Liebhaber solcher Autos aufhorchen lässt, weil er mehr als nur eine Konkurrenz, sondern eine echte Alternative ist.

Das geht schon mit der Optik los, für die im Konzern der Ex-BMW-Mann Peter Schreyer verantwortlich ist. Wenn der Nachbar mich schon nach dem „Mustang, den Du vor Deiner Garage stehen hast“, fragt, dann sagt das zwar nicht alles, aber doch schon das Meiste über das gelungene Blechkleid aus, das man diesem stacheligen Kia verpasst hat. Und wenn ich ihn dann über Herkunft und Identität des Wagens aufkläre, ist er zunächst überrascht und dann interessiert. Was ja auch im Sinne des Erfinders ist.

Der neue Kia Stinger 2,2 CRDI GT-Line im Fahrbericht - Test
Foto: Jürgen Braun

Sieben Jahre haben die Koreaner an diesem Aushängezeichen gearbeitet, das der Marke nun eine ganze andere Welt und eine zusätzliche Identität stiftende Neuerung im Produktangebot eröffnet. Denn überall dort, wo wir mit diesem Fahrzeug ankommen, erntet er bewundernde Blicke. Da fallen neben der langen (4,83 Meter) Gesamterscheinung die schmale und sehr flach ruhende Heckscheibe sowie die beiden Luftschlitze an den vorderen Kotflügeln neben der Abrisskante auf der Heckklappe besonders auf. Die leicht Coupé-artig abfallende Chassis-Konstruktion schränkt das Platzangebot in der Höhe auf der hinteren Reihe etwas ein.

Skalen-Instrumente dominieren den Innenraum

Im Innenraum dominieren klassische Skalen-Instrumente neben einem großen Display und einer breiten Mittelkonsole zwischen Fahrer- und Beifahrersitz. Viel Leder und Aluminium verbreiten Premium-Atmosphäre. Zur Ausführung GT Line gehören neben dem von uns sehr geschätzten Headup-Display ein abgeflachtes Lenkrad und ein Acht-Zoll-Display. Für 2600 Euro gibt es zudem das ,,Exclusive"-Angebot mit einem Premium-Soundsystem inklusive 15 Lautsprechern, LED-Scheinwerfern, Sensor-gesteuerter Heckklappe, Kurvenlicht sowie Sitzventilation vorne und Heizung hinten.

Der 2,2 Liter große Selbstzünder sorgt nicht nur für überraschend sportlichen Sound, sondern auch für ausreichend Schub beim Beschleunigen. Was am üppigen Drehmoment von 440 Newtonmeter liegt. Der Stinger ist der erste Kia mit Heckantrieb. Genauso hoch ist auch der Spaßfaktor auf dem Asphalt, trotz serienmäßigen Sperrdifferenzials. Optional gibt es auch Allradantrieb. Die Acht-Stufen-Automatik freut sich, wenn sie im unteren Drehzahlbereich etwas manuelle Hilfe über die beiden Schaltpaddel am Lenkrad erhält, nimmt ansonsten die Gangwechsel aber kraftvoll, präzise und kaum wahrnehmbar vor.

Wer möchte, kann sich seine persönliche Fahrverhaltens-Vorlieben aussuchen. Zur Wahl stehen die fünf Modi Eco, Comfort, Sport und Sport+ sowie Smart (automatischer Wechsel zwischen Eco und Comfort. Da im Sport-plus-Modus das ESP deaktiviert ist, sollte man damit entsprechend vorausschauend bei der Fahrweise umgehen. Das Fahrwerk empfanden wir als eher etwas hart denn komfortabel. Aber das ist Ansichtssache und kein Kriterium für plus oder minus. Was der Eine als Komfort ansieht, betrachtet der Andere als schwammig.

Kia hat mit dem Stinger seine Bereitschaft, aber auch seine Möglichkeiten nachgewiesen, in höherklassigen Segmenten mitmischen zu können. Der Stachel jedenfalls sitzt. Und zwar tief.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort