Alle an einen Tisch

Der Organspende-Skandal an zwei Kliniken in Göttingen und Regensburg ist noch längst nicht aufgeklärt. Die Ermittlungen stehen gerade erst am Anfang.

So viel lässt sich aber schon jetzt über die notwendigen Konsequenzen sagen: Mit einer Debatte nach der Devise, gut, dass wir mal drüber geredet haben, darf es nicht getan sein.
Trotz aller Kontroll- und Prüfungsauflagen war es möglich, dass Patienten auf die europäische Warteliste für ein dringend benötigtes Organ kamen, die dort schon wegen ihrer nicht-europäischen Staatsangehörigkeit nichts zu suchen hatten. Von der offenkundig geringeren Bedürftigkeit gegenüber anderen Kranken ganz zu schweigen. Wie konnte es dazu kommen? Hier hat die Aufsicht klar versagt.
Zu fragen bleibt ebenfalls, warum Ärzte alle ethischen Ansprüche beiseite wischen, indem sie auch dann operieren, wenn es nicht wirklich notwendig ist. Zumindest ein Teil der Antwort liegt im ärztlichen Vergütungssystem. So lange das Salär des Chefarztes von der Zahl seiner geleisteten Operationen abhängt, wird die Versuchung immer groß sein, entsprechend zu handeln. Höchste Zeit also, dass sich auch hier etwas ändert.
Die Idee von DAK-Chef Herbert Rebscher ist gar nicht so schlecht: Der Kassenfunktionär schlägt einen Runden Tisch vor, an den sich Vertreter von Politik, Ärzteschaft und Patienten gemeinsam setzen sollten, um unabgestimmte Einzelvorschläge zu vermeiden - und Vertrauen zu schaffen. Denn das ist spätestens ab November gefragt, wenn die Kassen erstmals ihre Versicherten anschreiben, um sie nach ihrer Bereitschaft für eine Organspende zu fragen.

nachrichten.red@volksfreund.de

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