Masse und Klasse

Seit vier Jahren steht der ab Sommer 2013 geltende Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz nun schon im Gesetzblatt. Aber offenbar erst in den vergangenen Wochen ist der Bundesregierung aufgefallen, dass dafür noch Tausende Erzieher fehlen.

Eine Werbung für nachhaltige Politik sieht anders aus.
Viel zu lange ist die Diskussion ausschließlich um Defizite beim Kita-Ausbau gekreist. Dass Masse auch Klasse verlangt, nämlich gut ausgebildetes Betreuungspersonal, blieb weitgehend unbeachtet.
Dabei hätte es zeitgleich mit der Weichenstellung für den Betreuungsausbau eine Initiative zur Aufwertung des Erzieherberufs geben müssen. Dass es nicht dazu kam, hat zweifellos die Vorgängerregierung zu verantworten. Nur hieß die Kanzlerin schon damals Angela Merkel. Die Scharte ausgewetzt hat ihre schwarz-gelbe Koalition jedoch mitnichten.
Nun muss es eine Feuerwehraktion der Bundesagentur für Arbeit richten. Kein Wunder, dass Bildungsexperten skeptisch sind. Um die gesetzlichen Vorgaben zu schaffen, sollen schon die Qualitätsstandards bei Bau und Betrieb von Kindergärten abgesenkt werden. Da liegt die Befürchtung nah, derlei Beispiel könnte auch bei der Ausbildung des Kita-Personals Schule machen.
Allein, die Betreuung und frühkindliche Bildung erfordern nicht nur viel Liebe zum Beruf, sondern auch fachliche Professionalität. Sicher kommen dafür auch Arbeitslose in Betracht. Aber die ausbildungspolitischen Versäumnisse der vergangenen Jahre können sie nicht wettmachen. Schon gar nicht auf den letzten Drücker. Damit wird der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz zur Mogelpackung.
nachrichten.red@volksfreund.de

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