Reue sieht anders aus

Was ist von dem wahrscheinlich durchgeplanten Fernsehauftritt Lance Armstrongs zu halten? Ehrlich gesagt: nichts! So muss das Urteil zumindest nach dem ersten, in der Nacht zum Freitag ausgestrahlten Teil des Interviews lauten. Im Nachhinein zuzugeben, ohne Skrupel gedopt zu haben, ist das Mindeste, was nach den erschütternden Beweisen der amerikanischen Anti-Doping-Agentur zu erwarten war.

Armstrong dürfte es um mehr gehen: Er versucht, seine Heldengeschichte doch noch irgendwie zu retten. Die Geschichte eines Athleten, der zweifellos viel Energie aufbringen musste, um einst gegen die niederschmetternde Diagnose Hodenkrebs anzukämpfen. So erfolgreich, dass er in den Profiradsport zurückkehren konnte. Reue für die fatalen Fehler danach versprühte der Texaner in der ersten Halbzeit des zweiteiligen Gesprächs mit US-Talkerin Oprah Winfrey nicht. Vielmehr vermittelte er den Eindruck, sich rechtfertigen zu wollen. Das hilft dem Radsport überhaupt nicht. Deshalb muss dem Schuldbekenntnis im Fernsehen eine weitere, weit wichtigere und detailreichere Episode der Aufarbeitung folgen. Und zwar nicht öffentlich im Dialog mit der Polizei, der Justiz und den Anti-Doping-Agenturen. m.blahak@volksfreund.de

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