Wenn die Tüte reißt, kommt die Tonne

Der Erfolg des Trierer Modells ist noch offen.

 Rolf Seydewitz

Rolf Seydewitz

Foto: Klaus Kimmling

Rumms! Jetzt bekommen also auch die Verbraucher in der Region Trier endlich ihre Bio-Entsorgung - ob sie's wollten oder nicht. Immerhin: Satte drei Jahre hat das Hickhack zwischen den Verantwortlichen des regionalen Abfallzweckverbands und der Koblenzer Aufsichtsbehörde die Einführung verzögert. Und: Es gibt zwischen Prüm, Morbach, Trier und Saarburg eben weiterhin keine verpflichtende Biotonne, die der Eifeler CDU-Politiker Michael Billen stets wenig freundlich als Madentonne brandmarkte, sondern eine Biotüte auf freiwilliger Basis. Wer Speisereste und Küchenabfälle auch in Zukunft partout nicht sammeln will, der muss es nicht.
Die anderen werden sich künftig an den Ausgabestellen regelmäßig neben Gelben Säcken auch braunfarbene Papierbeutel einstecken, so denn ausreichend Tüten da sind. Richtig interessant wird es aber erst danach: Wer seine Tüte daheim mit Speiseabfällen, Kaffeefiltern, Teebeuteln und verdorbenen Lebensmitteln gefüllt hat, will diese in der Regel schnell wieder loswerden. Kein Problem, wenn eine der rund 90 Sammelstellen um die Ecke liegt. Und wenn nicht? Und was soll Lieschen Müller machen, die womöglich nicht nur weit weg von einer Sammelstelle wohnt, sondern auch noch schlecht zu Fuß ist und kein Auto hat? Klarer Fall: Sie wird, um sich das Leben nicht zu erschweren, aufs Biosammeln verzichten.
Ein, zwei Lieschen Müller wird der für die Abfallentsorgung von gut einer halbe Million Einwohner zuständige Zweckverband verkraften können. Und wenn's deutlich mehr sind? Wenn sich die Bereitschaft der Bürger, neben Restmüll, Papier und Verpackungsmaterialien auch noch Küchenabfälle zu sammeln, arg in Grenzen hält? Dann könnten sich bei dem so wohlklingend als "Trierer Modell Plus" bezeichneten Entsorgungssystem rasch die Vorzeichen ändern. Ob dann ein Nachsteuern - beispielsweise mit vielen zusätzlichen Grüngut-Sammelcontainern - noch helfen würde, ist fraglich.
Ist die Rücklaufquote bei den Küchenabfällen nach einer gewissen Frist nicht hoch genug, wird die Koblenzer Aufsichtsbehörde den Biosack zumachen und der Region Trier mit dann etlichen Jahren Verspätung doch noch die verpflichtende Biotonne aufs Auge drücken. Dass dies auch den ART-Verantwortlichen bewusst ist, zeigt die Aussage von Geschäftsführer Max Monzel: "Über die Tonne entscheidet die Tüte!"
r.seydewitz@volksfreund.de

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