Alle Mittel auf den zivilen Aufbau konzentrieren

Zu den Leserbriefen "Bizarre und unglaubliche Debatte", "Unverantwortliche Kritik" und "In warmen Bürosesseln" (TV vom 24. Dezember):

Diese Leserbriefe halten die Debatte und Kritik an dem Luftanschlag in Kundus für ein Übel und setzen als selbstverständlich voraus, dass in Afghanistan die Interessen Deutschlands verteidigt werden (müssen). Tenor dieser Leserbriefe: Diese Debatte haben unsere Soldaten, die in dem inzwischen als "kriegsähnlicher Zustand" (Verteidigungsminister Guttenberg) bezeichneten Einsatz ihr Leben riskieren, nicht verdient.

Richtig ist: Für den Einsatz ist die Politik verantwortlich. Die Soldaten, die den politischen Auftrag erfüllen, sind doppelt leidtragend: Sie setzen viel ein bis hin zu Gesundheit und Leben, und gleichzeitig wird die Sinnhaftigkeit des Einsatzes, die von der Friedensbewegung schon seit Jahren bestritten wird, immer fragwürdiger.

Vor allem in den letzten zwei Jahren weiteten sich die Kampfhandlungen aus und führten zu zahlreichen Toten und Verletzten unter der Zivilbevölkerung. Der Krieg zerstörte das zivile Leben und den zivilisierten Umgang der Menschen untereinander. Zahlreiche Organisationen in der Entwicklungshilfe kritisieren die Verflechtung von Militär und Aufbau- und Entwicklungsarbeit. Die Friedensbewegung fordert ein Umdenken, dass nicht die eigenen Interessen, sondern das Wohl der Menschen in Afghanistan Maßstab für das Handeln der Bundesrepublik werden und dass der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan nicht aufgestockt, sondern beendet wird. Die ganzen Mittel, mindestens die zugesagten Hilfen, müssen auf den zivilen Aufbau konzentriert werden, um den Menschen Lebensmöglichkeiten jenseits des Drogenanbaus zu eröffnen. Die vorliegenden Alternativvorschläge, wozu Gespräche mit gemäßigten Taliban und die Einbeziehung aller wichtigen Gruppen gehören, sollten endlich aktualisiert und angewendet werden.

Rudi Kemmer, pax christi, internationale katholische Friedensbewegung, Bistumsstelle Trier

Afghanistan

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