Bis gestern ging's mir gut. Mit meinen 54 Jahren fühlte ich mich fit, mitten im Leben stehend, leistungsfähig. Im Beruf traf ich weitreichende Entscheidungen, und im Verein und in der Gesellschaft stand ich meinen Mann. Ich joggte noch ziemlich flott durch den Wald und machte mit den Kumpels noch so manches Fass auf. Ich schaute sogar manchmal noch einem hübschen Popöchen hinterher, konnte mich auch noch erinnern, was man damit Schönes machen kann und hatte auch noch Lust dazu.

Und nun das! Laut EU bin ich ein Senior! Mit knapp über 50! Gebrechlich bin ich, schutzbedürftig, alt! Eine mögliche Gefahr für mich und meine Mitmenschen. Und ich hab's nicht gemerkt. Gut - Bundeskanzler dürfte ich noch werden, Politiker, Manager. Kinder dürfte ich zeugen und groß ziehen und mit meiner Qualifikation auch noch Hochhäuser bauen. Nur Autofahren kann ich laut EU in meinem Alter nicht mehr. Jedenfalls nicht ohne einen jährlichen Test und Leistungsnachweis. Jetzt kann ich mir endlich ein teures Auto leisten, nur fahren darf ich es nicht mehr. Ich muss, bis ich mit 67 Rente kriege, noch 13 Jahre arbeiten - nur komme ich nicht mehr hin.

Trotzdem, recht haben die bei der EU schon. Manager, alle über 50, verzotteln Milliarden: Altersschwachsinn! Politiker - auch meist nicht jünger - erlassen unverständliche Gesetze: altersbedingte Demenz! EU-Beamte ... aber nein, die waren bestimmt jünger.

Also alt sind wir mit 50. Man muss uns testen. Ob wir noch bei klarem Verstand sind (siehe oben, Politiker/Manager) nix mehr mit "Papa, könntest du mal..." sondern "Papa, kannst du noch?"

Aber wenn die Jungspunde mir mein Auto wegnehmen, dann höre ich auf. Mit meiner Arbeit, im Verein, überall - mal sehen, was dann passiert. Wenn ich zu gebrechlich bin zum Autofahren, kauf ich mir ein schweres Motorrad und bin weg - meine Erfahrung, mein Können und meine Kohle sind dann aber auch weg.

Paul Keukert, Ürzig

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