Verstockte Haltung

Zur Diskussion um Papst Benedikt und die Piusbruderschaft:

"Ich habe es hier mit Menschen zu tun, die nicht wissen, was sie tun." Das sagte Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, zur Rehabilitation von vier Bischöfen der Priusbruderschaft. Die vier waren 1988 von dem traditionalistischen Rebell Marcel Lefebvre ohne Mandat des Papstes zu Bischöfen geweiht und daraufhin - wie Lefebvre - unter maßgeblicher Beteiligung des heutigen Papstes exkommuniziert worden. Exkommunikation bedeutet den einstweiligen, nicht totalen Ausschluss aus der "Gemeinschaft der Gläubigen" mit bestimmten Sanktionen, wie Ausschluss von den Sakramenten. Der "Sünder" hat nach Aufgabe seiner "verstockten Haltung" Anspruch auf Lossprechung. Nach wie vor jedoch lehnen die Piusbrüder das Konzil entschieden ab, insbesondere dessen Beschlüsse zu Ökumene, Religionsfreiheit, Kollegialität der Bischöfe, Liturgiereform. Diese fortdauernde "verstockte Haltung" - auch die des unsäglichen Holocaust-Leugners Williamson - war dem Papst, dem vormaligen obersten Glaubenswächter, sehr wohl bekannt, als er die vier "Kandidaten" bedingungslos vom Banne lossprach. Alle anderslautenden Beteuerungen sind unglaubwürdig.

"Der Papst ist einer der gebildetsten und intellektuellsten Menschen, die die katholische Kirche hat, und jedes Wort, das er ausspricht, das meint er auch", sagte Frau Knobloch. Wer wollte das bestreiten? "Um den Skandal der Trennung zu überwinden", macht Benedikt eine Gruppe von Reaktionären, die noch heute die Juden als "Gottesmörder" behandeln, hoffähig. Der Papst selbst in seinem Einheitswahn ist dem denkenden Katholiken damit zum Problem geworden. Die päpstliche Alleinvertretungsanmaßung entlarvt jeden vom Vatikan geführten interkonfessionellen Dialog als verkappte Missionierung.

Christoph Wallenborn, Neroth

katholische kirche

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