Popmusik Unsterblich bist du erst, wenn du tot bist

Trier · Das „Falco“-Musical prunkt in der Trierer Arena vor knapp 1000 Besuchern mit starkem Sound und toller Optik, aber es hat auch einige Längen.

   Show um einen Star mit Abgründen: das „Falco“-Musical in Trier.

Show um einen Star mit Abgründen: das „Falco“-Musical in Trier.

Foto: Dirk Tenbrock

Das hätte Falco sich sicher nicht träumen lassen: Sein Leben als Musical? „Geh, was für ein Schmarrn!“ Seine Eitelkeit wäre aber geschmeichelt gewesen. „Unsterblich bist du erst, wenn du tot bist“, hatte der – nach Mozart – größte Popstar Österreichs einst gesagt. Diese Prophezeiung sollte sich nach seinem Autounfall-Tod im Jahre 1998 (da war Johann Hölzl, wie er bürgerlich hieß, gerade 41 Jahre alt), in seinem dominikanischen Exil allerdings bewahrheiten. Ein Baustein dazu wohl auch das Musical, das knapp 1000 Besucher am Freitagabend in der Arena Trier sehen wollten.

Der seit Jahren andauernde Cover-Musical-Hype macht vor kaum einer Musiklegende halt (Bee-Gees, Abba, Queen und neuerdings auch Tina Turner). Und die Produktionen geben sich auch in der Trierer Arena die Klinke in die Hand. Das scheint kommerziell erfolgreich zu sein, bei Eintrittspreisen zwischen 45 und 75 Euro können die Zuschauer einen vergnüglichen Abend erwarten. Allemal ein Erlebnis, echte Künstler live auf einer Bühne zu hören, zu sehen, zu riechen. In Zeiten von Youtube und Fernsehberieselung sind neben den erwartbaren Fourty- und Fiftysomethings auch einige junge Leute und Kinder mitgekommen, erstaunte Gesichter bei vielen ob der Freizügigkeit, „des Sex & Drugs & Rock’n Roll“ auf der Bühne.

„Er war ein Virtuose, war ein ­Rockidol“, rappt Falco in „Rock me Amadeus“, dem einzigen deutschsprachigen US-Nummer-1-Hit aller Zeiten, und meint damit sicher auch sich selbst. Seiner Mutter Vergleich mit Mozart hatte er schon als Kind aushalten müssen. Es sollte 1986 der absolute Höhepunkt seiner Karriere sein, die auch ihre tiefen Täler hatte. Dabei spielen Falcos zerrissene Persönlichkeit und sein exzessiver Drogen- und Alkoholkonsum eine Rolle, all das wird auf der Bühne auch thematisiert.

Autor und Hauptdarsteller Alexander Kerbst gibt seit 15 Jahren den Falco, auch schon 2013 im Theater Trier, jetzt im großen, eigenen Musical. Er hat eine starke, klare Stimme (die von Falco war oft etwas gebrochen) und ahmt dessen österreichisch-amerikanische Kunstsprache perfekt nach, wirkt an diesem Abend aber ein wenig blutleer und hüftsteif. Die starke, fünfköpfige Band und das facettenreiche, vielfarbige und abwechslungsreiche Bühnenbild tragen die Show. Die Tänzerinnen und Tänzer tun mit ihren energetischen Auftritten und cooler Sexiness ein Übriges. Ebenso die beiden Hauptdarstellerinnen Stefanie Kock (Ana Conda) und Julia Fechter (Jeanny), die stellvertretend für den schlechten und den guten Einfluss der Frauen in Falcos Leben stehen. Die Rolle des Erzählers in Person des Managers und Freundes übernimmt Sebastian Achilles, schauspielerisch sehr gekonnt, aber mit großen Längen in der Inszenierung. Das Publikum bleibt dann auch sehr verhalten, vielleicht auch weil  – und da sollte man ehrlich sein –  Falcos Gesamtwerk nicht sehr viele musicaltaugliche Hits hergibt, das ist sicher bei Queen oder Tina Turner anders.

Neben „Amadeus“ sind dann auch „Der Kommissar“ (sein erster Hit), „Junge Römer“ (künstlerisch der Höhepunkt bei Falco und im Musical ebenso), „Jeanny“ und „Out of  the Dark“ die Glanzlichter im ansonsten etwas zähen Programm.

Am Ende der Show wollen dann doch alle noch feiern, Kerbst erreicht sie mit persönlicher Ansprache und einem fetzigen Medley und wird mit stehenden Ovationen belohnt. Die Jungs der 80er, die cool sein wollten, wollten sein wie Falco. Einige haben es – wie der Star selbst – bis 2019 nicht geschafft. Die anderen feiern auch ihr Überleben.

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