Festival Großes Glück mit Mozart

Machern · Der Hornist Felix Klieser und das Zemlinsky Quartett begeistern beim Mosel Musikfestival in Machern die Zuhörer.

Felix Klieser ist ein Musiker, von dem unsere Großeltern gesagt hätten, er sei seines Glückes Schmied. Dabei war von Glück wohl kaum die Rede, als der kleine Junge 1991 ohne Arme geboren wurde. Doch das Kind, das sich noch als Erwachsener als stur und willensstark bezeichnet, ging unbeirrt seinen eigenen Weg, den der Musik. Es blieb, was der Philosoph Peter Sloterdijk einmal über einen anderen armlosen Musiker anerkennend feststellte: „der Täter seines Lebens“ statt zum „Kollaborateur der vorgeblich übermächtigen Umstände“ zu werden.

Klieser lernte das Horn brillant mit den Füßen zu spielen und schaffte es in die Weltklasse der Hornisten. Einmal mehr bestätigte sich das am Sonntag im Festsaal von Kloster Machern. Dort war der Star-Hornist zusammen mit dem Zemlinsky Quartett aus Prag zu Gast. Es war der zweite Auftritt des Musikers beim Mosel Musikfestival. Mozart war angesagt. Zwei seiner vier Hornkonzerte standen in der kammermusikalischen Bearbeitung für Horn und Streichquartett auf dem Programm. Geschrieben wurden die Konzerte für den Salzburger Hornisten Joseph Leutgeb. Dass es an diesem Augustsonntag nicht allein um solistischen Glanz und Starrummel ging, sondern um kammermusikalischen Dialog wurde gleich eingangs klargestellt.

Die tschechischen Musiker eröffneten das Konzert mit dem berühmten wie schwierigen „Dissonanzenquartett“ Nr. 19 C-Dur, KV 465, in dem (mit ein paar Unsicherheiten) die Musiker den ganzen widersprüchlichen Mozart zum Klingen brachten. Den Gesetzten, in dessen feierlichem musikalischen Ernst das Cello wie ein Puls pocht und später den dunklen Grund für die kammermusikalische Auseinandersetzung bereitet. Den wunderbar singenden Mozart, und schließlich den Risikobereiten, voll Kraft und Temperament.

Danach dann Klieser: Der Hornist ist nicht nur ein herausragender Musiker. Einmal mehr betätigte er sich in Machern als flotter Moderator, der  sein Publikum unterhält. Was eigentlich gar nicht erforderlich ist. Er fesselt durch sein Spiel. Klieser schafft, was nur große Musiker schaffen. Wenn er spielt, vergisst man seine Person und seine Technik vollkommen. Das Spiel des Hornisten nimmt sein Publikum mit geradezu suggestiver Kraft gefangen. Kliesers Horn schafft einen lebendigen, vielfarbigen, dabei hochsubtilen Klangraum, in dem sich Temperamente und Gefühle vielfältig ausleben.

Zunächst erklang das Konzert Nr. 2 in Es-Dur, KV 417. Da allerdings übertönte der Solist immer wieder das Quartett. Großartig gelang dagegen das Zusammenspiel und die Durchdringung im Konzert Nr. 4 Es-Dur KV 495. Klieser ist seit langem mit den Hornkonzerten unterwegs. Reife Souveränität zeichnete auch in Machern sein Spiel aus. Sein Horn atmete weit, sehnte sich und sang und ließ, was schon im Konzert Nr. 2 anklang, am Ende zusammen mit den anderen Musikern eine ganze Jagdgesellschaft vorbeigaloppieren.

Nochmal zurück zur Reife: Mozart der Kokette, der Übermütige, das große Spielkind, das Purzelbäume schlägt, der Sehnsüchtige und Todtraurige. All das beherrscht Klieser mit seinem geschmeidigen Horn virtuos. Dass er groß ist und Weltklasse besitzt, macht aber etwas anderes. Und darin bestand auch in Machern die Faszination seines Mozart Spiels. Klieser beherrscht die feinen Zwischentöne, die Unterströmungen des Gemüts, bei dem sich in den größten Jubel und die schönste Klangsinnlichkeit bei Mozart ganz leise Trauer und wehmütige Ahnung mischt. Was für ein Glück! Großer Jubel im Publikum.

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