Architektur Preis für Klinkerbau – aus Christoph Heibs Feder

Trier/Nottuln · In seinem Studium beschäftigt sich Christoph Heib aus Rascheid immer wieder mit Ziegelsteinen. Er glaubt, dass sich der Baustoff wegen seiner Langlebigkeit künftig auch regional etablieren wird. Jetzt hat er für einen seiner Entwürfe vom Verband der Deutschen Ziegelindustrie einen Sonderpreis erhalten.

 Organische Formen aus Klinkersteinen? Dass das möglich ist, hat Christoph Heib mit diesem Pavillon bewiesen. Dafür erhielt er jüngst einen Preis.

Organische Formen aus Klinkersteinen? Dass das möglich ist, hat Christoph Heib mit diesem Pavillon bewiesen. Dafür erhielt er jüngst einen Preis.

Foto: Karl Banski

Ziegelsteine haben eine rechteckige Form. Gut lassen sich damit vor allem quadratische Strukturen bauen, ganz klassisch sind das vor allem Häuser, im 19. Jahrhundert waren es ganz oft auch Industriehallen. Damit fließende oder organische Formen abzubilden, ist unmöglich. Sollte man meinen!

Aber dass sich aus diesen rechteckigen Steinen gleichwohl organische Formen bauen lassen, hat Christoph Heib aus Rascheid bewiesen. Der Absolvent eines Architekturstudiums hat zum Studienende einen Pavillon entworfen, der jüngst vom Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie mit einem Sonderpreis in der Kategorie „Nachwuchs“ gewürdigt wurde. Der Pavillon steht in Nottuln (in der Nähe von Münster) auf dem Betriebsgelände der Firma Hagemeister, die Klinker brennt.

Hagemeister hat einen Lehrstuhl an der Hochschule Trier für das Lehrgebiet „Bauen und Gestalten mit massiven Baustoffen am Beispiel von Ziegelwerkstoffen und Beton“ gestiftet. Lehrstuhlinhaber Professor Peter Böhm nutzt diese Verbindung zum Unternehmen regelmäßig, damit seine Studenten Erfahrung mit diesem in der Region eher selten genutzten Baustoff sammeln. So entstand dann auch die Idee, für das Unternehmen einen Empfangspavillon zu entwerfen.

Zunächst entwickelten mehrere Studenten unterschiedliche Pläne für so ein Projekt. Am Ende konnte sich Heib mit seinem Entwurf durchsetzen. Die fließenden Formen des Pavillons sind das Resultat aus dem Einsatz von zwei verschiedenen Werkstoffen: Klinker und Carbonbeton (siehe Info). Dank des Carbonbetons lassen sich dünne, geschwungene Strukturen gießen. Diese wurden dann in weiteren Arbeitsschritten umklinkert, so dass man am Ende von der tragenden Struktur nichts mehr sieht.

Aber wie kam es so weit, dass der Entwurf dann auch umgesetzt wurde? Das Unternehmen aus dem Münsterland war tatsächlich von den Plänen so begeistert, dass sich die Planer und die Studenten der Hochschule an die Realisierung der Pläne machten. Sie berechneten die Statik und stellten die entsprechenden Bauanträge. Die Firma selbst gestaltete ihr Betriebsgelände neu.

Zunächst hatten Heib und seine Kommillitonen den Pavillon direkt in Nottuln bauen wollen. „Das wäre mit viel Aufwand verbunden gewesen“, räumt Heib ein. Aber dann hatten sie die Idee, das Gebäude in der Werkhalle der Hochschule in Föhren vorzumontieren. Heib: „Sonst hätten wir jede freie Minute auf der Autobahn verbracht, um zur Baustelle zu kommen.“

Also mussten die Studenten planen, wie sie den Pavillon so zerteilen, dass seine Einzelteile mit einem Tieflader ins Münsterland kommen. Denn klar war auch, sie durften weder zu groß sein noch durften sie  zu unförmig sein. Auch musste alles passend für die Montage vor Ort vorbereitet sein.

Bauen mit Klinkern hat für den Jungarchitekten Heib seinen speziellen Reiz. „Die Steine sind sehr langlebig, man kann regionale Stoffe verarbeiten, und sie sind sehr langlebig. Und hinzu kommt, dass sich Klinker mittlerweile anders verarbeiten lässt als bis vor 20 Jahren.“ Obwohl Heib auch einräumen muss, dass Klinker Baustoff für den Hunsrück – bislang jedenfalls – eher ungewöhnlich ist. „Aber auch das kann sich ändern“, sagt er selbstbewusst.

 Christoph Heib mit der Preisurkunde.

Christoph Heib mit der Preisurkunde.

Foto: Karl Banski
 Mit einem Tieflader wurden die einzelnen Elemente ins münsterländische Nottuln transportiert.

Mit einem Tieflader wurden die einzelnen Elemente ins münsterländische Nottuln transportiert.

Foto: Christoph Heib

Die Jury des Deutschen Ziegelpreises war von dem Bau überzeugt: „Die Leichtigkeit des hyperbolischen Paraboloids, der mit einer Materialstärke von nur sieben Zentimetern auskommt, überrascht und besticht durch die skulptural wirkende Form gleichermaßen“, schreibt sie in ihrer Begründung über die Vergabe des Sonderpreises „Nachwuchs“ an Christoph Heib.

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