Ferienflair für das Glashaus

Citrusgewächse verkörpern südländisches Flair. Aber was passiert, wenn es nordländisch kalt wird? In frostfreien Wintergärten oder an hellen Plätzen bei fünf bis zehn Grad Celsius halten viele Arten von Bitterorange bis Zitronenbäumchen durch, wie ein Praxisbeispiel aus Konz-Roscheid zeigt.

 Die meisten Citrusgewächse wollen hell und kühl überwintert werden. Winfried Baulig hält einen Teil seiner Citrussammlung ganzjährig im Glashaus. TV-Foto: Kathrin Hofmeister

Die meisten Citrusgewächse wollen hell und kühl überwintert werden. Winfried Baulig hält einen Teil seiner Citrussammlung ganzjährig im Glashaus. TV-Foto: Kathrin Hofmeister

Winfried Baulig aus Konz-Roscheid hat sich den Traum vom Süden verwirklicht. In einem Glashaus am Ende des Gartens stehen Zitronen- und Mandarinenbäumchen, Bitterorange und eine echte Naval-Orange. Als Gärtner in einem Trierer Gartencenter kennt er eine der meistgestellten Fragen der Citruspflanzenbesitzer: Was mache ich mit den Bäumchen im Winter?
"Viele denken, man könne die Kübelpflanze einfach im Wohnzimmer möglichst nah ans Fenster stellen", weiß Baulig aus der Beratung. Doch das Licht reicht den Pflanzen kaum. Zudem ist die Raumtemperatur den meisten Citrusgewächsen zu hoch.
Schneller Austrieb nach Schnitt


Grundsätzlich machen Zitronenbäumchen & Co. viel mit. Schneidet man eine Citruspflanze, die während der Winterzeit gelitten hat, im März kräftig zurück, treibt sie schnell wieder aus.
Das Ziel wahrer Freunde mediterraner Gewächse ist es jedoch, ihre Schätze gut über den Winter zu bekommen. "Je kühler sie stehen, umso trockener sollte man Citrus halten", bringt es Baulig auf den Punkt.
Im Oktober hat er seine Zitruspflanzen das letzte Mal ausgiebig gegossen. Über Winter hält er sie knapp: "Wenn ich im Januar sehe, dass die Spitzen der Blätter zu Welken beginnen, gieße ich erst wieder."
Damit folgt er dem Rat der Citruspflanzenexpertin Maria Sansoni-Köchel: "Lieber zu trocken als zu nass." Die Frontfrau von Flora Mediterranea hat mit der Lehrmeinung aufgeräumt, man dürfe Citrus nicht mit kalkhaltigem Leitungswasser gießen (siehe Extra).
Wie sie das Problem des Übergießens in ihrem Buch "Kübelpflanzen - Der Traum vom Süden" beschreibe, habe ihm sofort eingeleuchtet, sagt Baulig. Wenn die Citruspflanzen im Winter Blätter fallen ließen, denke der Laie, die Pflanze hätte es zu trocken. Er gießt. Daraufhin verliert die Pflanze erst recht Blätter, worauf wieder gegossen wird. Im schlimmsten Fall ziehe man im nächsten Frühjahr eine von der Wurzel her verfaulte Citruspflanze aus dem Topf.
Citrus dürfe nur alle vier bis sechs, teilweise nur alle acht Wochen gegossen werden, bei der üblichen Überwinterungstemperatur von fünf bis zehn Grad Celsius. Baulig hält seine Citruspflanzen sogar noch kühler: "Erst bei Null Grad springt der Heizventilator im Glashaus an." Der Heizlüfter verteilt den Luftstrom optimal im gesamten Raum.
Frische Luft an kühlen Tagen


Zusätzlich hat Baulig vor den Glasfenstern 16 Millimeter dicke Doppelstegplatten angebracht. Das minimiert den Energiebedarf und filtert das Licht: Citrus brauchen viel Licht, vertragen aber keinen Brennglaseffekt. "Zudem halte ich so die Klarglasscheiben sauber, wenn ich im Herbst den Pflanzenschutz durchführe", sagt Baulig. Der sei wichtig, um Ungeziefer zu beseitigen, das in den Wintermonaten leichtes Spiel hat.
An frostfreien Tagen, lässt er die Tür zum Gewächshaus auch im Januar mal offen stehen, "damit die feuchte Luft entweichen kann und frische Luft hineinströmt." So fühlen sich die Citrusgewächse im Winter fast wie im Süden.
Extra

Wer sich über den neuesten Stand der Forschung zum Thema Gießwasser für Citrus und die Wechselwirkung zwischen kalkhaltigem Wasser, Citrusdünger und Boden informieren möchte, findet Informationen auf der Internetseite von Flora Mediterranea unter Citrus: www.floramediterranea.de kf

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort