Kultsandale aus Brasilien: 50 Jahre Havaianas

São Paulo (dpa) · Am Strand sind sie unentbehrlich, als Mode-Accessoire begehrt und ihr Erkennungsmerkmal ist ein Geräusch: „Flip Flop“. So hören sich nämlich Havaianas an, die nicht etwa aus Hawaii, sondern aus Brasilien stammen.

Die Zeiten, als die Gummilatsche mit den Zehenbändern als Armen-Sandale galt, sind längst vorbei. Havaianas finden sich in allen Farben und Formen an den Füßen von Prominenten wie Jennifer Aniston oder Jessica Alba. Und in ihrer Heimat Brasilien, dem Land mit 8000 Kilometer Strand, sind sie als Accessoire längst salonfähig. Bei Hochzeiten, Jubiläen oder High-Society-Partys ist das schlurfige „Flip-Flop“ längst ein gewohntes Geräusch. Die Botschaft lautet: locker, lässig und leger. In diesem Jahr werden die Havaianas 50 Jahre alt.

In den Läden finden sich Modelle in allen Größen, Farben, Formen und zu Preisen von rund 10 Reais (3,85 Euro) bis zu stolzen 380 Reais (146 Euro). Von Baby-Havaianas mit Winnie-Puh, Micky Maus und Blümchen-Muster über knallbunte Flip-Flops mit Absatz für weniger große Trägerinnen und Träger bis zum handgefertigten Swarovski- Edel-Modell: Der Kunde steht vor einer schier unerschöpflichen Auswahl und kann seine Sandalen zudem mit Steck-Details individualisieren.

Als Accessoires dienen Glitzersteinchen, Figürchen oder auch Länderflaggen, die in die Riemen eingestanzt werden. „Die Kunden lieben das“, sagt Leandro, der im Hauptladen „Espaço Havaianas“ an der Nobel-Einkaufsmeile „Rua Oscar Freire“ in São Paulo die Kundschaft berät. Auch die Haltebänder können farblich individuell ausgesucht werden.

Die ersten Havaianas kamen in Brasilien 1962 auf den Markt. Mitte der 90er Jahre gab es nach Verkaufseinbrüchen einen Marken-Relaunch, mit dem auch der internationale Markt stärker ins Visier kam. Auch in weniger sonnenverwöhnten Ländern, wie dem wintergeprüften Deutschland erlebten die Schuhe in den vergangenen Jahren einen Boom - unzählige Hersteller vertreiben hierzulande die Sommerlatschen.

In Brasilien hält die Firma Alpargatas mit ihren Havaianas einen Marktanteil von 80 Prozent. Weltweit ist die Marke in 80 Ländern präsent. „Mit Havaianas exportieren wir auch ein Stück brasilianisches Lebensgefühl: Freude, Sonne und Farben“, sagt Alpargatas-Sprecher Rui Porto. „Na klar, Havaianas sind nicht gerade passend für den Winter etwa in Berlin. Aber man kann sie ja auch zuhause tragen, und dann bekommt man schon ein wenig Sommergefühl.“ 2011 wurden 210 Millionen Havaianas-Paare verkauft, davon 15 Prozent im Export. „Seit 2002 haben wir über drei Milliarden Paare verkauft“, berichtet Porto.

Inspiriert wurden Hersteller der Schlappen von der traditionellen japanischen Zori-Zehenstegsandalen. „Havaianas sind ideale Geschenke für zu Hause und passen auch gut in den Koffer“, sagt eine deutsche Touristin, die sich gleich ein halbes Dutzend Havaianas für ihre Freundinnen daheim einpacken lässt. Hinzu kommen Schlüssel- und winzige Handy-Anhänger in Latschenform. Für kühle Herbsttemperaturen finden sich im Sortiment hufähnliche Spezial-Socken, die zwischen dem großen und den vier kleineren Zehen Platz lassen fürs Halteband.

Besonders bekannt ist die Klassiker-Sandale mit gelber Sohle, die zur Fußball-WM 1998 in Frankreich herausgebracht wurde und die eine kleine Brasilien-Flagge auf dem Halteband ziert.„Den Pokal haben wir zwar nicht geholt, das Modell "Havaianas Brasil" bleibt aber für immer“, lautete das tröstende Resümee nach der WM, bei der die Seleção im Finale Gastgeber Frankreich unterlag.

Das Rätsel, warum die aus Brasilien stammenden Havaianas Havaianas heißen und nicht etwa „Brasileiras“, ist schnell geklärt. „Es ist ein Phantasie-Name“, sagt Sprecher Porto. „Damals Anfang der 60er, als wir die Havaianas auf den Markt brachten, war Hawaii sehr en vogue, eben Strand, Sonne, Palmen.“ Das passt aber auch zu Brasilien.

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