Bundesweiter Warntag Panne am bundesweiten Warntag - App-Alarm stark verzögert

Update | Bonn · Lautstarkes Sirenengeheul und aufploppende Warnmeldungen waren für den ersten bundesweiten Probealarm am Donnerstag angekündigt. Doch vielerorts war die Verwunderung groß: Es blieb still.

Panne am bundesweiten Warntag - App-Alarm stark verzögert
Foto: dpa/Arne Dedert

Der erste bundesweite Warntag hat am Donnerstag deutliche Lücken bei der Alarmierung der Bevölkerung offenbart. Zum einen wurde deutlich, dass es vielerorts gar keine Sirenen mehr gibt, zum anderen kam die Gefahrenmeldung der Warn-Apps NINA und KATWARN erst mit einer guten halben Stunde Verspätung auf den Smartphones an.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn erklärte diese Panne mit der zeitgleichen Auslösung einer Vielzahl von Warnmeldungen. Präsident Christoph Unger sagte: «Erste Analysen haben ergeben, dass um 11 Uhr nicht nur zentral die Warnung ausgelöst worden ist, sondern viele andere angeschlossene Leitstellen ebenfalls eigenständig Warnungen ausgelöst haben, so dass es zu einer Überlastung des Systems gekommen ist. Dies muss für den nächsten Warntag noch viel deutlicher abgestimmt werden.» Gegebenenfalls müssten entsprechende technische Vorkehrungen getroffen werden.

Das im Vorfeld besprochene Auslösekonzept habe eine reine Auslösung durch den Bund vorgesehen. Das Bundesamt sieht darin dennoch einen Nutzen: «Dieses Phänomen liefert wichtige Erkenntnisse für den Ausbau von MoWaS und die notwendige weitere Abstimmung zwischen den beteiligten Stellen in Bund und Ländern und wird in der weiteren Entwicklung von MoWaS berücksichtigt», so das Bundesamt.

Mancherorts bekam die Bevölkerung vom Probealarm zunächst gar nichts mit. In sozialen Netzwerken äußerten sich viele Nutzer verwundert darüber, dass Sirenen nicht heulten. Zudem gab es zahlreiche Nutzer, die klagten, dass auch die amtlichen Warn-Apps stumm blieben.

Der sogenannte Warntag, der künftig jedes Jahr am zweiten Donnerstag im September stattfinden soll, dient als Vorbereitung auf Gefahrenlagen wie Überschwemmungen, Chemieunfälle oder auch Terroranschläge. Eingebunden werden sollten alle vorhandenen Warnmittel wie beispielsweise Warn-Apps, Radio und Fernsehen, digitale Werbetafeln, Sirenen und Lautsprecherwagen.

Nicht alle sind davon überzeugt, dass ein solcher Warntag überhaupt sinnvoll ist. Der Psychologe Andreas Hamburger von der International Psychoanalytic University Berlin kritisierte insbesondere den Sireneneinsatz. «Die Menschen, die selber noch als Kinder Luftangriffe erlebt haben, sei es in Deutschland im Krieg, seien es Geflüchtete, die aus Kriegssituationen kommen, werden ganz unmittelbar und sehr intensiv mit Gefühlen von Panik auf solche Signale reagieren», sagte Hamburger der Deutschen Presse-Agentur. «So dass man sich schon die Frage stellen muss oder sollte: Ist es notwendig, und welchem wirklichen Zweck dient es denn, diese Reflexe bei Menschen, die solche Erfahrungen gemacht haben, zu triggern?»

NRW-Innenminister Herbert Reul bezeichnete den Warntag hingegen als dringend nötig. «Spätestens seit Corona ist wohl jedem klar, dass unser Rundum-Sorglos-Gefühl eine Illusion ist», sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. «Wir müssen uns so gut es geht auf alle Eventualitäten vorbereiten.» In NRW seien noch rund 4900 Sirenen gemeldet. «Jeder in Deutschland sollte wissen, wie er sich bei Unglücksfällen verhält», sagte Reul, der auf einer Feuerwache in Leverkusen selbst den Sirenenalarm auslöste.

(dpa)
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