Säugling verhungert und verdurstet: Eltern stehen in Bitburg vor Gericht

Vor anderthalb Jahren starb ein neun Wochen alter Säugling an Unterernährung und Austrocknung: Am Montag müssen sich seine Eltern vor dem Bitburger Amtsgericht verantworten. Sie dürften mit einer Bewährungsstrafe davonkommen.

Bitburg. Als das Kleinkind von seinen Eltern im Oktober 2010 ins Bitburger Krankenhaus gebracht wird, kommt für den erst neun Wochen alten Jungen jede Hilfe zu spät. Der Säugling wird zwar noch mit dem Hubschrauber ins Trierer Mutterhaus verlegt. Doch auch hier können die Ärzte dem stark unterernährten und ausgetrockneten Kind nicht mehr helfen. Seine Organe sind bereits so stark geschädigt, dass der Junge tags darauf stirbt.

Erst zwei Stunden zuvor waren seine am Vorabend vorläufig festgenommenen 19 und 26 Jahre alten Eltern wieder freigelassen worden. Es werde zwar weiter ermittelt, sagte seinerzeit Oberstaatsanwalt Ingo Hromada. "Aber das war nicht die brutale Tat von Rabeneltern", vielmehr sei das im Eifelort Fließem wohnende Pärchen mit der Situation schlichtweg überfordert gewesen, so Hromada.

Anderthalb Jahre nach dem Tod des kleinen Jungen müssen sich seine Eltern heute dennoch vor Gericht verantworten. Die Trierer Staatsanwaltschaft hat sie wegen fahrlässiger Tötung durch Unterlassen vor dem Bitburger Jugendschöffengericht angeklagt.

Laut Anklageschrift hatten die Eltern damals zwar rechtzeitig festgestellt, dass es dem kleinen Jungen nicht gutgehe. "Doch als sie erst zwei Wochen danach zum Arzt gingen, war es schon zu spät", sagt Triers Leitender Oberstaatsanwalt Jürgen Brauer.

Nach seinen Angaben wurde erst im Nachgang zur Obduktion festgestellt, dass der Säugling tatsächlich an Unterernährung gestorben ist. Zwischenzeitlich war auch ein genetischer Defekt als mögliche Todesursache genannt worden.

Da die jetzt 21 und 27 Jahre alten Eltern des gestorbenen Jungen bislang nicht strafrechtlich in Erscheinung getreten sind, dürften sie in dem Prozess mit einer Bewährungsstrafe davonkommen. Wahrscheinlich fällt schon heute ein Urteil.

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