Die dritte Runde geht an alle beide

Washington · Romney gilt als hölzern und Obama auch nicht unbedingt als ein Komiker. Mitten im Wahlkampf treffen sich beide bei einem Galadinner in New York - und nehmen sich gegenseitig und selbst auf die Schippe.

Washington. US-Präsident Barack Obama und sein Herausforderer Mitt Romney haben sich ihr drittes Wahlkampf-Rededuell geliefert - diesmal mit Humor. Beim traditionellen Al-Smith-Dinner in New York, einer kirchlichen Wohltätigkeitsveranstaltung, nahmen sich beide am Donnerstagabend (Ortszeit) gegenseitig auf die Schippe. Und manchmal auch sich selbst.
Hauptthemen waren natürlich der Wahlkampf und die bisher zwei Fernseh-Debatten der beiden Kontrahenten. "Ich war bei der zweiten Runde so aktiv (...), weil ich von dem Nickerchen bei der ersten Debatte gut ausgeruht war", sagte Obama unter dem Gelächter der Gäste mit Blick auf seinen Flop beim ersten Treffen. Es war ausgerechnet am 20. Hochzeitstag der Obamas über die Bühne gegangen, und so nahm der Präsident nach eigenen Angaben aus dem Rededuell auch die Erfahrung mit, "dass einem am Hochzeitstag schlechtere Dinge passieren können als zu vergessen, ein Geschenk zu kau-fen". Obama ließ es sich auch nicht entgehen, auf den Reichtum des Multimillionärs Romney anzuspielen. "Ich war heute in Midtown New York in ein paar Geschäften einkaufen (...), während der Gouverneur ein paar Geschäfte einkaufen war", sagte Obama. Auch die außenpolitischen Patzer Romneys bei dessen Europatrip ließ der Präsident nicht aus.
Er selbst sei ja vor vier Jahren in Europa wie ein Star empfangen worden, meinte Obama. "Ich bin beeindruckt, wie Gouverneur Romney das vermieden hat."
Aber der Demokrat verwies auch auf Gemeinsamkeiten mit seinem Kontrahenten. Sie beide hätten einen ungewöhnlichen Vornamen. Dabei sei Mitt eigentlich Romneys Mittelname. "Ich wünschte, ich könnte auch meinen Mittelnamen verwenden", sagte Obama. Er lautet Hussein.
Auch Romney, der vermeintlich Humorlose, geizte nicht mit spitzen Bemerkungen. So spielte er auf die große Bill-Clinton-Rede beim Wahlparteitag der Demokraten an: Jeder Politiker brauche jemand, auf den er sich voll verlassen könne, sagte er. "Ich habe meine wunderschöne Ehefrau Ann, er hat Bill Clinton."
Romney gab auch einen neuen Wahlkampfslogan seines Kontrahenten bekannt: "Es geht euch heute besser als vor vier Wochen." Und schmerzlich vermisst hat der Republikaner den Vizepräsidenten bei dem Charity-Dinner. "Ich habe gehofft, dass Präsident Obama Joe Biden mitbringt. Denn er lacht über alles", scherzte Romney mit Blick auf die Fernseh-Debatte der Vize-Kandidaten, in der Obamas Nummer. Zwei häufig Äußerungen seines Gegenübers Paul Ryan mit Gelächter quittiert hatte.
Wahlkampftermine mit einem so vornehmen Dinner wie im Hotel Waldorf Astoria hätten auch ihr Gutes, räumte Romney weiter ein. "Endlich können Ann und ich uns so anziehen wie zu Hause." Zum Ausklang verabschiedete sich Romney mit einem Papst-Witz. Obama treffe Papst Benedikt und meine: "Sehen Sie, Heiliger Vater, was immer Sie für ein Problem haben, sagen Sie einfach, es ist die Schuld von Johannes Paul." Romney wollte damit Obamas angebliche Taktik umschreiben, die Probleme seiner Amtszeit häufig als Erbe seines Vorgängers darzustellen.
Zu dem Dinner lädt der katholische Bischof von New York alle vier Jahre in der Hochphase des US-Präsidentenwahlkampfes ein. Es heißt, die Kirche habe rund fünf Millionen Dollar an Spenden gesammelt.

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