Die Zahl der Demenzkranken wird dramatisch steigen
Trier · Die Zahl der in Deutschland an Demenz erkrankten Menschen wird sich in den nächsten 50 Jahren verdoppeln – und entsprechend auch die Kosten. Das stellt eine wissenschaftliche Studie im Auftrag der Barmer-Krankenkasse fest. Paradox: In der Region fürchten die bestehenden Demenz-Fachstellen um ihre Existenz.
(DiL) Die Zahlen, die der Bremer Professor Heinz Rothgang ermittelt hat, sind alarmierend. Die derzeit auf 1,2 Millionen geschätzte Zahl der Demenzkranken wird danach bis 2030 auf 1,8 Millionen und bis 2060 auf 2,5 Millionen steigen eine Folge der veränderten Altersstruktur der Bevölkerung.
Damit wächst auch die Gesamt-Zahl der Pflegebedürftigen dramatisch, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Pflegeversicherung. Die werde spätestens 2013 Defizite einfahren, prognostiziert Rothgang.
Barmer-Vorstand Rolf-Ulrich Schlenker spricht gar von einer neuen Pflegedimension, in die man vorstoße. Die Demenz führe fast zwangsläufig zu Pflegebedürftigkeit. Die Kosten für die Pflege eines Demenzkranken seien aufgrund intensiverer Leistungen um rund 10.000 Euro jährlich höher als bei einem Nicht-Dementen. Man müsse, so Schlenker, über Beitragserhöhungen nachdenken. Die Politik sei gefordert, tragfähige Lösungen zu entwickeln.
Die Praxis vor Ort lässt da eher Skepsis aufkommen. Die drei Demenz-Fachstellen in der Region (Trier, Wittlich, Bitburg) müssen um ihre Existenz fürchten obwohl sie als leicht zugängliches Beratungs- und Informationsangebot eine große Nachfrage verzeichnen. Bislang teilten sich Land und Kommunen die Kosten mit den Pflegekassen.
Doch letztere steigen zum Jahresende aus, und bislang ist ungeklärt, wer die 50-Prozent-Beteiligung übernehmen soll. In Trier hat das Land Unterstützung signalisiert, aber es bleibt für 2011 eine Finanzlücke von 15.000 Euro, die das Demenzzentrum mit Eigenmitteln schließen soll. Ab 2012 ist die Finanzierung aller drei Stellen in der Region gänzlich ungeklärt.
