Hohe Zeche

Hochmut kommt meist vor dem Fall. Das war auch im Fall des einst hoch angesehenen ehemaligen Präsidenten der rheinland-pfälzischen Ärztekammer nicht anders. Als die Vorwürfe gegen Dieter Everz im Sommer 2001 publik wurden, wiegelte der Multi-Funktionär ab, beschuldigte andere der Schlamperei und Hetze und stellte sich selbst als Unschuldsengel hin, der von nichts gewusst habe.

Dass diese Strategie nicht aufgehen konnte, war von vornherein klar. Denn die Karten, die der Trierer Doktor in den Händen hielt, waren schlecht. Als Everz dies merkte und der Bank-Stiftung den zu unrecht kassierten Ausbildungszuschuss zurückzahlte, war das Kind längst in den Brunnen gefallen. Teile der Trierer Ärzteschaft hatten sich wegen Everz völlig verkracht, die Staatsanwaltschaft ermittelte, und seine Wiederwahl als Landesärztekammerpräsident ging schließlich in die Hose. Hätte der Mediziner seinen Fehltritt frühzeitig eingeräumt und still und leise bezahlt, wäre es dazu vermutlich gar nicht erst gekommen. So aber demontierte Everz nicht nur sein eigenes Ansehen, sondern brachte einen ganzen Berufsstand über Wochen in die Negativ-Schlagzeilen. Dafür muss der einstige Multi-Funktionär jetzt die Zeche zahlen. Sie ist hoch, doch sie hätte noch höher ausfallen können. Wenn Everz schlau ist, wird er den ­ zugegeben happigen ­ Strafbefehl des Trierer Amtsgerichts akzeptieren. Tut er das nicht, gibt es unweigerlich eine öffentliche Fortsetzung der Affäre vor Gericht. Daran aber kann weder Everz noch seinen Widersachern gelegen sein. r.seydewitz@volksfreund.de

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