Kampf gegen Burn-out: Neues Verfahren von Trierer Forschern

Trier · Die Zahl der Menschen, die unter Stress erkranken, steigt. Trierer Forscher haben ein Verfahren entwickelt, mit dem Ärzte das Burn-out-Syndrom besser diagnostizieren und behandeln können.

Trier. Die Krankenkassen werden nicht müde, in immer neuen Hochrechnungen aufzuzeigen, dass die Zahl der Fehltage wegen psychischer Erkrankungen drastisch steigt. 1997 war der Krankenkasse DAK zufolge nur jeder 50. Erwerbstätige wegen eines psychischen Leidens krank. 2012 schon jeder 22. Die Tendenz ist steigend.
Eine wichtige Rolle bei der Entstehung vieler solcher Leiden spielt Stress. Der Begriff "Burn-out" (englisch, auf Deutsch in etwa: Ausbrennen) ist in aller Munde. Kein Wunder: Seit 2004 ist die Zahl der Krankschreibungen aufgrund eines Burn-outs laut Bundespsychotherapeutenkammer um 700 Prozent gestiegen, die Zahl der betrieblichen Fehltage sogar um 1400 Prozent.
Fast jeder, der in einer größeren Firma arbeitet, kennt jemanden, der deswegen wochenlang krankgeschrieben war. Dabei ist Burn-out keine anerkannte Krankheit. In 85 Prozent der Fälle geht das Syndrom jedoch mit einer psychischen Erkrankung einher - meist Depressionen.
Die Symptome sind diffus. Manche erleiden einen Hörsturz, andere haben Herzbeschwerden oder Angstzustände. Die einen fühlen sich subjektiv nicht gestresst, während ihr Körper durchdreht. Bei anderen ist es umgekehrt.
Dirk Hellhammer, Leiter des Instituts für Stressmedizin an der Uni Trier, hat ein neues Verfahren zur Stressdiagnostik entwickelt, das nun in Kliniken und Arztpraxen zum Einsatz kommt und helfen soll, Burn-out-Patienten gezielter zu behandeln. Denn mögen dem einen Hormone und Entspannung helfen, so braucht der andere ein spezielles Antidepressivum und Sport, um wieder gesund zu werden.
Gemessen wird im Rahmen des Diagnoseverfahrens neben dem Herzschlag auch die Konzentration von Stresshormonen im Speichel. Zudem füllt der Betroffene einen Fragebogen aus, in dem Symptome abgefragt werden. Die Auswertung all dessen ermöglicht es, den Patienten einem bestimmten Burn-out-Typ zuzuordnen und ihn individuell zu therapieren. Die Krankenkasse bezahlt das derzeit nicht.
Hellhammer gehört zu den Forschern, die vor einigen Jahren den Trierer Stresstest entwickelt haben - ein inzwischen international gängiges Verfahren, um Angst und Stress unter Laborbedingungen zu erfassen.

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