Schlanker werden, Kosten sparen

ATHEN. Gestern Abend war er bei der Abschlussfeier der Olympischen Spiele, zuvor zitterte er mit den deutschen Handballern: Axel Simon, einer der Geschäftsführer der Bitburger Brauerei, ist in seiner Funktion als Vorstandsmitglied der Deutschen Sporthilfe in Athen. Im TV -Interview äußert sich der 61-jährige Eifeler zur Zukunft der Spitzensportförderung in Deutschland.

Top oder Flop? Diese Frage stellen sich viele Deutsche nach Abschluss der Olympischen Spiele beim Blick auf den Medaillenspiegel. Und die Erfolge zum Beispiel der Mannschaftssportarten und der Kanuten sowie die Misserfolge von Schwimmern und Leichtathleten könnten direkten Einfluss auf die Sportförderung in Deutschland haben. Allein die Deutsche Sporthilfe, die von der deutschen Wirtschaft finanziert wird, schüttet jährlich zwölf Millionen Euro aus. Im TV -Interview bezieht Axel Simon, Vorstandsmitglied der Sporthilfe und mit "seinem" Unternehmen Bitburger Brauerei einer der Top-Sponsoren des deutschen Sports, Stellung. Sie sind seit einigen Tagen in Athen. Wie sind Ihre Erfahrungen mit Olympia? Simon: Wir sind hier sehr freundlich aufgenommen worden, die Spiele sind bestens organisiert. Die griechischen Gastgeber verbreiten eine familiäre Atmosphäre. Welche Wettkämpfe haben Sie sich angesehen? Simon: Ich war bei den Segel-Regatten, den Mannschaftssportarten Hockey, Handball und Fußball sowie im Leichtathletik-Stadion. Wie beurteilen Sie die deutsche Medaillenausbeute in Athen? Simon: Leider ist die deutsche Bilanz weniger erfolgreich als in Atlanta oder Sydney. Aber immerhin liegen wir im vorderen Mittelfeld des Medaillenspiegels, dank der traditionell starken Sportarten wie Kanu und auch den Sportlern aus den neuen Bundesländern. Mit welchen Sportarten sind Sie zufrieden, mit welchen nicht? Simon: Zufrieden bin ich mit den Mannschaftssportarten sowie Kanu, Rudern, Reiten, Judo und Schießen, unzufrieden mit dem Abschneiden in der Leichtathletik, im Fechten und beim Schwimmen. Wird es bei der Deutschen Sporthilfe Diskussionen um die zukünftigen Förderrichtlinien, die ja bereits vor Athen bis 2008 weiter geschrieben wurden, geben? Simon: Nein. Die Deutsche Sporthilfe ist aber flexibel und kann sich schnell auf mögliche neue Konzepte im Spitzensport einstellen. Werden die Mittel der Sporthilfe neu verteilt? Simon: Ja, denn die Erfahrungen und die Ergebnisse von Athen müssen umgesetzt werden. Wünschen Sie sich mehr finanzielle Unterstützung des Sports durch die Wirtschaft? Simon: Es sollte nicht nur bei einer stärkeren finanziellen Unterstützung bleiben. Die Wirtschaft sollte erfolgreichen Sportlern auch beim Aufbau ihrer beruflichen Karriere unter die Arme greifen. Gehen Sie davon aus, dass die staatliche Förderung für den Spitzensport weiter zurückgeht? Simon: Leider ja. Das Steinbrück-Papier sieht Einsparungen von sechs Prozent vor. Die Sportorganisationen müssen daher Kosten sparen, schlanker werden und enger kooperieren, wie zum Beispiel bei den Olympia-Stützpunkten. Gleichzeitig sollte aber auch das deutsche Fördersystem überarbeitet werden. Was wünschen Sie sich vom Sportausschuss des Bundestags, in dem Ihr Partei- und Golf-Freund Peter Rauen den Vorsitz hat? Simon: Mehr Einflussnahme auf die Aufstellung und Umsetzung der öffentlichen Haushalte. Zudem sollte der Ausschuss das Thema Sport und Gesundheit bei Kindern vordringlich angehen. Mit Blick auf die aktuellen Zahlen führen falsche Ernährung und Bewegungsmangel zu gravierenden Auswirkungen bei jungen Menschen. Und Gesundheit ist der entscheidende Faktor für Leistungsfähigkeit, also auch für Siege. S Mit Axel Simon sprach TV-Redakteur Björn Pazen.

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