Vorsicht, Bruch-Landung!

Innenminister Karl Peter Bruch gilt als netter, umgänglicher Mensch. Der Sozialdemokrat "kann" mit allen, heißt es.

Bürgermeister verschiedenster Couleur aus dem ganzen Land geben sich bei ihm die Klinke in die Hand und buhlen um Fördermittel.

Meistens findet der verständnisvolle Politiker, der selber viele Jahre lang Bürgermeister seiner Heimatstadt Nastätten war, einen Weg.

Karl Peter Bruch kann aber auch anders.

Gerät er unter Druck, wie diese Woche in einer Sondersitzung des Innenausschusses zur Schlosshotel-Affäre in Bad Bergzabern, wird er emotional. Besser gesagt: wütend. "Schreibt doch einfach rein, Bruch macht nur Fehler!", fauchte er in Richtung CDU. Gemeint war das Sitzungsprotokoll. Möglicherweise fühlte er sich aufgrund der gezielten Attacken in seinem Gerechtigkeitsempfinden verletzt, das er als ehemaliger Kriminalhauptmeister zweifellos besitzt. Vielleicht will er in der Endphase seiner politischen Karriere - Bruch ist 64 Jahre alt und scheidet am Ende der Legislaturperiode aus - aber auch einfach nur seine Ruhe haben. Diesen Gefallen werden ihm die Christdemokraten, allen voran die bissige pfälzische Abgeordnete Christine Schneider, wohl nicht tun. Sie werden weiter bohrende Fragen nach der "Bruch-Bude" stellen, wie das teuer sanierte Schlosshotel in Ministerpräsident Kurt Becks Geburtsort schon ironisch genannt wird. Und sie werden versuchen, dem Mann mit dem Schnauzbart eine unsanfte Bruch-Landung zu bescheren.

Dass der Bund der Steuerzahler das Projekt in sein "Schwarzbuch" als Negativbeispiel für die Verschwendung öffentlicher Mittel aufgenommen hat, wird dem Minister nicht geschmeckt haben. Ob er wieder in Rage geriet, ist nicht überliefert. Mehr als das dürfte Bruch allerdings den Landesrechnungshof fürchten. Der hatte beizeiten Kritik geübt und untersucht die Vorgänge.

Im Januar wird das Projekt im Jahresbericht der unabhängigen Prüfer auftauchen - in der heißen Wahlkampfphase und damit für Bruch und die SPD zur Unzeit. Frank Giarra

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