Offiziell zum Essen einladen

B ei offiziellen Essenseinladungen spielen traditionelle Etiketteregeln unserer Kulturtradition immer noch eine ganz entscheidende Rolle. Insbesondere für Gastgeber ist die Kenntnis der geltenden Etiketteregeln als Voraussetzung für ihre angemessene Anwendung und das Bewusstsein über den Kerngedanken einer Tischgemeinschaft - Gemeinsamkeit und Teilen - entscheidend dafür, dass die Einladung ein Erfolg wird.

Darüber hinaus müssen sich Gastgeber auf dem Parkett der Gastlichkeit ihrer besonderen Rolle als Maître de Plaisir bewusst sein, um sämtliche Gastgeberpflichten wenn nicht aus ihrer Kenntnis heraus, so doch zumindest intuitiv wahrzunehmen. Traditionell ist ja in unserer Kultur die Gastgeberrolle an die Person der Gastgeberin und an die Person des Gastgebers gebunden, so dass vor noch nicht allzu langer Zeit fast immer Paare zum Essen eingeladen haben. Heute ist das natürlich längst anders; dennoch bleibt es dabei, dass sämtliche Gastgeberaufgaben erfüllt werden müssen - egal, von wem. Wenn Sie nun nach klassischer Form als Gastgeber und Gastgeberin zum Essen in ein Restaurant einladen und die Gastgeberaufgaben nach traditioneller Etikette übernehmen wollen, ergeben sich folgende Aufgaben für Sie: Als Gastgebende sind Sie beide für die gesamte Organisation der Essenseinladung verantwortlich und haben vorab den Stil der Veranstaltung festzulegen, das passende Restaurant auszuwählen, einen bestimmten Tisch zu reservieren und die Gäste stilvoll einzuladen. Am Einladungstag sind Sie bereits eine Viertelstunde eher im Restaurant, um die Gäste begrüßen zu können. Traditioneller Aufgabenbereich für den Gastgeber: Weisen Sie Ihre Gäste sanft auf die für sie vorgesehenen Plätze. Dabei sollten Sie eine gemischte Runde platzieren, bei der Sie Ihrer Frau gegenübersitzen, keiner Ihrer Gäste neben dem eigenen Partner und möglichst Mann und Frau immer im Wechsel sitzen. Über den gesamten Abend führen Sie nun Regie und geben vor allem den Rahmen Ihrer Veranstaltung vor. Das ist Ihre Hauptaufgabe. Gleich zu Beginn, bei der Auswahl der Speisen, müssen Sie Ihren Gästen mitteilen, wie Sie sich das Abendessen vorgestellt haben, indem Sie sowohl die Anzahl der Gänge ("Ich schlage vor, wir nehmen heute ein viergängiges Menü") und auch den Preisrahmen ("Hier kann ich Ihnen das Rinderfilet/das Wiener Schnitzel/die Spaghetti sehr empfehlen") vorgeben. So geben Sie Ihren Gästen die nötige Sicherheit, um sich von Anfang an wohl zu fühlen. Des Weiteren übernehmen Sie alle Verhandlungen mit dem Servicepersonal, wählen die Getränke aus und geben die Gesamtbestellung so auf, dass der Kellner weiß, wer was bekommt. Es ist empfehlenswert, die Gäste so zu dirigieren, dass Sie ein nahezu einheitliches Menü bestellen können. Sie wählen den passenden Wein und nehmen den Probierschluck, halten eventuell eine kleine Begrüßungsrede und erheben das erste Glas Wein, um das Weintrinken zu eröffnen - eventuell mit einem Toast. Traditioneller Aufgabenbereich für die Gastgeberin: Als Gastgeberin hatten Sie womöglich mehr Aufgaben im Vorfeld zu erledigen, jedoch bei der Veranstaltung selbst beschränken Sie sich darauf, nonverbal das Zeichen zum Essensbeginn zu geben und jeweils als Letzte, gemeinsam mit dem langsamsten Esser, den Gang zu beenden.

Salka Schwarz: Renaissance der Höflichkeit, Dom Publishers, 38 Euro.

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