Ausbau, Rückbau, Umbau in vier Dörfern

Rittersdorf/Dudeldorf/Bettingen/Wolsfeld · Von den knapp 18 000 Menschen, die in den 51 Dörfern der VG Bitburg-Land leben, wohnt ein Viertel in den vier größten Gemeinden Rittersdorf (1509 Einwohner), Dudeldorf (1117), Bettingen (1052) und Wolsfeld (866). Entsprechend groß sind auch die Projekte, die dort 2012 auf der Agenda stehen. Oberste Priorität hat dabei fast überall der Ausbau von Kindertagesstätten.

Rittersdorf/Dudeldorf/Bettingen/Wolsfeld. Die geplante Neuausweisung von Windkraftstandorten sorgt vielerorts für Goldgräberstimmung. Doch bei Walter Heyen aus Rittersdorf ist von dieser Euphorie kaum etwas zu spüren. Was nicht zuletzt daran liegt, dass er als Ortsbürgermeister die potenziellen Windkraftinvestoren ständig auf der Matte stehen hat.
"Man wird zum Getriebenen", sagt Heyen. Und das, obwohl die Gemeinde derzeit eigentlich bereits genug Projekte habe, um die sie sich kümmern müsse. Das wichtigste sei davon der Ausbau der Kindertagesstätte, der im kommenden Jahr anstehe und dessen Kosten inklusive der Umfeldgestaltung mittlerweile bei fast einer halben Million Euro lägen.
Wie das Ganze finanziert werden soll und in welchem Umfang sich das Land beteiligt, weiß Heyen derzeit noch nicht. Doch es gebe nun mal den ab 2013 geltenden Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz, und dem müsse man ja irgendwie gerecht werden. "Wir werden dafür sicher andere Projekte zurückstellen müssen", sagt Heyen, wie beispielsweise beim Räumdienst im Winter. Dort würden pro Jahr allein 3000 bis 4000 Euro für Salz ausgegeben - die Arbeitsstunden nicht mitgerechnet.
Worum sich die 1509-Einwohner-Gemeinde 2012 aber auch bemühen werde, sei die angestrebte Verbesserung der DSL-Versorgung. Es gebe verschiedene Möglichkeiten wie die Nutzung des bereits vorhandenen Glasfaser-Leerrohrs zwischen Rittersdorf und Steinebrück, doch seien die Kosten dafür noch nicht ermittelt worden. Eine Frage der Kosten ist auch der seit langem geplante Ausbau der Bauers- und Herrengasse sowie der Kirchstraße in Dudeldorf. Im kommenden Jahr jedenfalls soll dieses Projekt erneut auf die Prioritätenliste, wobei auch in Dudeldorf die Erweiterung der Kita, die nach Auskunft des Dudeldorfer Ortsbürgermeisters Reinhard Becker rund 135 000 Euro kosten wird, an erster Stelle steht.
Zudem stehen die Fortschreibung des Dorferneuerungsprogramms sowie die Änderung des Bebauungsplans "Altes Sägewerk" auf dem Plan. Dort nämlich will ein privater Investor rund 25 Baugrundstücke erschließen, wodurch sich die Einwohnerzahl von derzeit 1117 möglicherweise wieder den Werten von Mitte der 90er (1994: 1208 Einwohner) nähern könnte.
Von dieser Bevölkerungszahl noch ein Stückchen weiter entfernt ist Wolsfeld mit derzeit 866 Einwohnern. Allerdings gibt es auch dort ein ehemaliges Sägewerksgelände, auf dem ebenfalls mit Hilfe eines privaten Investors neuer Wohnraum entsteht. Die ersten Häuser werden bereits errichtet. An diesem Baugebiet vorbei führt auch die ehemalige Bundesstraße 257, die nach Auskunft des Ortsbürgermeisters Heinz Junk vergangenen Monat offiziell als Gemeindestraße herabgestuft wurde. Seit Fertigstellung der Umgehung wird der Verkehr zwischen Bitburg und Echternach nämlich nicht mehr durch den Ort geschleust, so dass die ehemalige Bundesstraße nun zurückgebaut werden kann. Vor aussetzung dafür war allerdings zunächst die Abstufung. "Da wir aber nicht in den Wintermonaten mit den Bauarbeiten beginnen wollten, wurde entschieden, dass die Ausschreibung so erfolgt, dass wir im zeitigen Frühjahr loslegen können", erklärt Junk.
"Die energetische Sanierung von Jugendheim und Kindergarten, der Anbau an die Kindertagesstätte, die Gestaltung des Umfeldes dieser Gebäude sowie der weitere Ausbau der Maximinstraße in der Ortsmitte sind die Maßnahmen, die inzwischen hier begonnen wurden und noch eine geraume Zeit für die Umsetzung in Anspruch nehmen werden", sagt Jürgen Holbach, Ortsbürgermeister der 1052-Einwohner-Gemeinde Bettingen. Zudem seien der Bau des neuen Feuerwehrgerätehauses, die private Erschließung des Neubaugebiets Liesenberg III und der ebenfalls von einem privaten Investor geplante Bau der Seniorenresidenz vorgesehen, ergänzt Holbach.
Insgesamt würden so im Zeitraum 2011 bis 2013 private Investoren, Land, VG und Gemeinde rund acht Millionen Euro investieren. Und wie der Ortsbürgermeister erklärt, laufen auch in Bettingen die Planungen zur Windkraft, bei denen "die Gemeinde nach Möglichkeit kräftig mitmischen" will.Extra

Laut Haushaltplan 2011 der Gemeinde Rittersdorf liegt das zu erwartende Defizit zum Jahresende bei 130 370 Euro, was einer Pro-Kopf-Verschuldung von 86 Euro entspricht. In Dudeldorf wird mit einem Defizit von 425 830 Euro (381 Euro pro Einwohner) kalkuliert, in Bettingen mit einem Minus von 185 680 Euro (173 Euro) und in Wolsfeld mit einem Fehlbetrag von 41 670 Euro (48 Euro). In der Regel weichen diese Ansätze aufgrund nicht absehbarer Einnahmen oder Ausgaben vom tatsächlichen Ergebnis ab. uhe

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