"Das kann man mit 100 noch machen"

IRRHAUSEN. Vom Holz zum Stein: Der 73-jährige Peter Weiland aus Irrhausen setzt täglich den Meißel an. Und das soll auch so bleiben.

 Steinerne Passion: Peter Weiland aus Irrhausen. Foto: Fritz-Peter Linden

Steinerne Passion: Peter Weiland aus Irrhausen. Foto: Fritz-Peter Linden

"Wenn Sie die Straße raufkommen, sehen Sie schon die Figuren". Peter Weilands Ehefrau Lisa hatte Recht: Dass hier, am seitlichen Ortsausgang von Irrhausen, ein außerordentlich passionierter Bildhauer wohnen muss, ist nicht zu übersehen. An der Straße, in der Einfahrt, auf Wiesen, Mauern und Treppen: Sie stehen überall. Vom gehörnten Ehemann bis zum Geldzähler, von sämtlichen deutschen Regierungs-Chefs im 20. Jahrhundert bis hin zu Angela Merkel. Und zwar wirklich alle, auch die, die man sonst gerne vergisst. Das hat ihm zwar schon Ärger eingetragen. Aber er besteht auf Vollständigkeit: "Sonst wär's falsch." Weiland hat sie alle - und kann nicht aufhören. Zur Zeit arbeitet er an einer Kreuzigungsgruppe, drei Meter hoch, gut drei Tonnen schwer. Er meißelt auch bei größter Hitze, wie am Tag unseres Besuchs. "Das ist wahrscheinlich in meiner Natur", sagt er. 73 Jahre ist er alt. Schon während seiner Berufsjahre - im Bauunternehmen der Familie - hat er nebenbei Figuren gehauen, damals noch aus Holz. Danach hat er sich auf Stein konzentriert. "Der macht sich besser als Holz." Schon mehr als 2000 Köpfe, schätzt er, hat er aus Sandstein, Basalt oder Granit geschlagen. Und macht einfach weiter: Aufhören? "Nä - im Gegenteil!" Er will bildhauern, "so lange ich kann." Das sei schließlich keine anstrengende Arbeit. Wie bitte? "Nein, das meint man nur. Vielleicht am Anfang. Aber es ist nicht schwerer als häkeln oder stricken. Man kann diese Arbeit auch mit 100 noch machen." Zumindest, wenn man so fit ist wie Peter Weiland. "Es ist ein bisschen staubig", räumt er ein. "Aber ich springe bei der Hitze dreimal am Tag ins Schwimmbad." Der kleine Pool liegt direkt unterhalb seiner Werkstatt. Was er sonst noch braucht: "Bei diesem Wetter täglich fünf Liter Bier." Weiland hat genug zu tun: "Es gibt ja in der Eifel fast keinen mehr, der so was macht." Schon immer hat er nahezu jeden Auftrag angenommen, von Freunden oder von Familien, die eine Büste "vom Opa" haben wollten - selbst Porträts nach Passfotos. Weitere Arbeiten stehen im Schwarzwaldpark bei Freiburg oder im Eifelzoo Lünebach.Stundenlohn gibt es nicht

Zudem sind Weilands Werke günstig: "Ich arbeite zum Selbstkostenpreis. Stundenlohn gibt es keinen." Der wäre, bei rund vier Monaten Arbeit an der aktuellen Kreuzigungsgruppe, wohl auch nicht zu bezahlen. Sein nächstes Vorhaben: "Der Ourtalmensch", sagt er. "Den mache ich nächstes Jahr fürs Dreiländereck und den Verein vom kleinsten Museum der Welt." Auch diese Figur werde rund drei Meter hoch sein. "Aus einem abstrakten Körper kommen drei Köpfe raus: ein Deutscher, ein Belgier und ein Luxemburger, mit typischen Kopfbedeckungen." Was macht ihm am meisten Freude? "Wenn der Rohling da steht", sagt Weiland. "In Gedanken habe ich dann schon die Figur vor mir. Und dann bei der Arbeit so lange zu korrigieren, bis sie der Vorstellung entspricht, das ist der Reiz."

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