Die Steine sollen zu leben beginnen

Blankenheim · Sie soll Touristen, Historiker und Schulen anlocken und ein Treffpunkt für die Einheimischen sein. In Blankenheim eröffnet heute Bürgermeister Rolf Hartmann feierlich die Römervilla, die in Teilen neu aufgebaut und rekonstruiert wurde.

Blankenheim. "Ich glaube, dass hier die Steine zu leben beginnen", sagte Prof. Dr. Günter Horn, Fachberater des Projekts "Erlebnisraum Römerstraße", zu dem die römische Villa in Blankenheim gehört. Als er zum ersten Mal die in Cortenstahl rekonstruierte Porticus (Eingangshalle) mit einer Länge von 60 und einer Höhe von fünf Metern gesehen habe, sei er von der Monumentalität der Anlage schier "erschlagen" worden.
Die vom Frankfurter Büro Schneider und Schumacher in Zusammenarbeit mit den Landschaftsarchitekten Gnüchtel und Triebswetter mit Sitz in Kassel und Düsseldorf entworfene, moderne Anlage, die auch heftig kritisiert wurde, setzt für ihn Maßstäbe für künftige Grabungsstätten - auch im Ausland. Die "moderne Formensprache" der Gestaltung habe sich schnell herumgesprochen und sei in vielen Architektur-Zeitschriften diskutiert worden.
Die Römervilla, die am heutigen Freitag für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, wurde in Teilen neu aufgebaut und rekonstruiert. Durch Stahlträger wurde der Gesamtaufbau der im 1. Jahrhundert nach Christus erbauten und bis Mitte des 4. Jahrhunderts genutzten Villa rekonstruiert. Durch weitere Maßnahmen sind die Nebengebäude angedeutet, die das fast schon gigantische Ausmaß und das bautechnische Können der Römer verdeutlichen. Das Zwei-Millionen-Euro-Projekt, das die EU mit 50 Prozent, Bund und Land mit 30 Prozent unterstützten, ist laut Horn ein weiteres Schmuckstück Blankenheims, das ein ähnlicher Tourismus-Magnet wie der Eifelsteig werden soll.
Für Blankenheims Bürgermeister Rolf Hartmann hat das Gelände nicht nur einen touristischen Wert. Er hofft, dass das drei Hektar große Areal ein ansprechender Treffpunkt für die Einheimischen wird, von dem aus die Blankenheimer einen bis dahin nicht gekannten Blick auf den Ort genießen können. Mit der Eröffnung der Anlage geht für Hartmann "ein Traum in Erfüllung".
1894 wurde die Villa Rustica ausgegraben. 1930 und 1931 wurden weitere Teile freigelegt. Nachdem alte Steine gestohlen worden waren, wurde die Grabungsstätte wieder mit Erde bedeckt. Für lange Zeit geriet die Villa in Vergessenheit. Erst im Zuge des Projekts "Erlebnisraum Römerstraße", eines Kulturprojekts entlang der Agrippastraße von Köln nach Trier, wurde das Potenzial der Römervilla wiederentdeckt. 2006 wurden Ausgrabungen durchgeführt. Im Zuge der Arbeiten seien auch Einmessungen nach dem neuesten Stand der Technik vorgenommen worden. Dabei hätten sich Abweichungen zu den Messungen vor rund 100 Jahren von bis zu zwei Metern ergeben.
Im September wird das Gildehaus in Blankenheim als Dokumentations- und Informationszentrum eröffnet. Laut den Verantwortlichen soll es mit der Römervilla "ein perfektes Duo" bilden, das die Geschichte und Kultur Blankenheims erlebbar machen und Touristen, Historiker und Schulen nach Blankenheim locken soll.Extra

Am heutigen Freitag um 18 Uhr ist es so weit. Die Römervilla in Blankenheim wird für Besucher zugänglich gemacht. In einer feierlichen Veranstaltung wird sie von Bürgermeister Rolf Hartmann offiziell eröffnet, und Blankenheim kann sich in die Reihe der wenigen Städte in Deutschland einreihen, die eine "Römervilla" besitzen. Auf die Kinder wartet eine spannende Römer-Rallye der besonderen Art. Mit einem Feuer spuckenden Gaukler, einem römischen Reiter und Live-Musik von der "1-Ahr-Jazz-Band" geht es nach den offiziellen Ansprachen weiter. Dabei können sich die "großen und kleinen Römer" satt essen. bkExtra

Die Mitglieder des Fördervereins Burg Blankenheim und sonstige Kulturgüter um ihren Vorsitzenden Dr. Andreas Lange haben nicht nur die Blankenheimer Burg wieder auf Vordermann gebracht und bei der Freilegung des Tiergartentunnels geholfen, sondern sich auch um die Römervilla verdient gemacht. Liesel Hellwig, Helmut Schlemmer und Friedhelm Elsen vom Verein waren gestern dabei, als Landschaftsarchitekt Michael Triebswetter, Bürgermeister Rolf Hartmann, Prof. Dr. Günter Horn und Prof. Dr. Jürgen Kunow das Projekt vorstellten. Der Verein hat unter anderem das Grundstück einschließlich des Wohnhauses an der Römervilla von der Familie Münchrath erworben. Der Kaufpreis betrug 60 000 Euro. Hauptsponsor war die NRW-Stiftung. Über Jahre hat der Verein Pflegearbeiten durchgeführt. Er übernahm die Gestaltung eines Panoramawegs auf dem ehemaligen Bahndamm, an dem auch ein Geländer angebracht wurde. Von dort hat man einen schönen Blick auf die Villa. Das ehemalige Haus Münchrath, heute als Grabungshaus bezeichnet, wurde von den Vereinsmitgliedern an der Ostseite stabilisiert, die Dachrinnen wurden erneuert und ein neuer Außenanstrich wurde aufgebracht. bk

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