Aus dem Archiv (November 2018) Es wird grüner im Bedhard

Oberweis/Bitburg · Diese Woche beginnen Abrissarbeiten. Ein Bereich im Osten des ehemaligen US-Stützpunktes soll wieder Wald werden.

 Noch ruhen die Bagger im Bedhard.  Doch bald soll es losgehen.

Noch ruhen die Bagger im Bedhard. Doch bald soll es losgehen.

Foto: TV/Christian Altmayer

Wer im Bedhard einen Bauarbeiter sucht, muss weit in den Wald hineinlaufen. Der Weg zum Teilbereich neun führt immer geradeaus, vorbei an einer verlassenen Veterinärklinik, an alten Schuppen und Hallen. Eingeworfene Fenster und Graffiti an den Fassaden zeugen davon, dass die Ruinen nicht immer so verlassen sind, wie sie scheinen. „Ami go home“ ist an eine Gebäudewand gesprüht. Dabei sind die „Amis“ längst weg.

Im Juli 2016 gaben die US-Streitkräfte den letzten Bereich des Geländes an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) zurück, die dieses nun gemeinsam mit der Bundeswehr verwaltet. Nachdem die Amerikaner alles von Wert mitgenommen haben, bleiben 40 Hektar Forst, durchzogen von kilometerlangen Straßen und meterhohen Zäunen. Farne, Sträucher und kleine Bäume brechen durch den Asphalt, über den früher die Panzer rollten. Efeu rankt sich um die Hallen, in denen Soldaten das Schießen trainierten. Die Natur erkämpft sich ihren Platz zurück. Dabei will ihr der Bund helfen.

Der ehemalige Stützpunkt soll wieder Wald werden. Dies geschieht im Rahmen einer sogenannten Kompensationsmaßnahme (Siehe Info). Straßen werden dabei entsiegelt, Gebäude abgerissen. Losgehen soll es diese Woche – zumindest auf dem Teilbereich neun, einer Fläche so groß wie sechs Fußballfelder im Osten der Anlage.

Dort schreitet ein Mann im orangen Overall zwischen den Bäumen hindurch. Es ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass er keiner der vielen Anwohner ist, die den Bedhard für einen Spaziergang nutzen, sondern ein Baufachmann. Gekommen ist er, um die Flächen zu vermessen, die unter den Bagger kommen sollen. Die Maschinen stehen vor der Bogenschützenhalle. Angeworfen wurden sie noch nicht. Doch das soll sich diese Woche ändern.

Bis Februar 2019 sollen Arbeiter die befestigten Flächen abbrechen. Danach kommen die Gebäude auf dem Teilbereich 9 dran. So sieht der Zeitplan der Rittersdorfer Firma Palzkill aus. Beauftragt hat das Unternehmen ein Fachbüro, das vom

Landesbetrieb Liegenschafts- undBaubetreuung     Rheinland-Pfalz (LBB) beauftragt wurde, der wiederum von der Bima beauftragt wurde.

Es ist also der Bund, der letztlich für den Rückbau zahlt, der laut einem Sprecher des LBB geschätzt 1,34 Millionen Euro kostet. Eine stattliche Summe, die dadurch zustande kommt, dass Schadstoffe gefunden wurden. Bei einer Untersuchung des Areals kam nicht nur heraus, dass die Straßen und Plätze, die durch den Bedhard führen, Teer enthalten. Den Amerikanern war offenbar auch ein Heizöltank ausgelaufen.

Welche Altlasten in den Gebäuden schlummern, sei hingegen unbekannt, sagt der LBB-Sprecher. Auch deshalb könne nicht genau beziffert werden, wie teuer der Abriss der Anlagen werde.

Stark belastet sei möglicherweise ein altes Generatorenhaus, schreibt eine Sprecherin der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD Nord) auf TV-Anfrage.  In diesen Bunker sollten  Zwergfledermäuse einziehen. Die Tiere, die ihrem Namen mit nur 25 Zentimetern Flügelspannweite alle Ehre machen, kommen auch bei Oberweis vor. Die Zwergfledermaus ist die häufigste Fledermausart in Deutschland, aber dennoch gefährdet. Weswegen Naturschützer ihr bundesweit Quartiere herrichten. Ob dies in dem angedachten Gebäude möglich ist, werde derzeit geprüft, schreibt die Mitarbeiterin der Umweltbehörde. Denn wegen der Schadstoffbelastung erwäge die Bundeswehr, ob es nicht besser wäre, das Häuschen abzureißen.

Insgesamt stehen die Chancen laut der Sprecherin der SGD Nord aber nicht schlecht, aus dem Bedhard wieder ein natürliches Gebiet zu machen. Mit Ausnahme von Mooren, Gewässern oder Felsen sei zwischen Oberweis und Stahl praktisch alles wiederherstellbar – fast so, als ob der Mensch nie Einfluss auf den Wald genommen hätte. Ein erstes „Vorwaldstadium“ könne nach etwa 10 bis 15 Jahren erreicht werden, abgeschlossen sei die Renaturierung nach rund 50 bis 80 Jahren, wenn die meisten Bäume hoch genug gewachsen seien.

Auf die nächste Baumgeneration spekuliert auch die Stadt Bitburg, die die Grundstücke im Bedhard von der Bima kaufen will. Teile des Forstes an der B 50 gehören der Kommune bereits und daran verdient sie auch nicht schlecht.

Bis Waldarbeiter aber auch auf dem Gelände der ehemaligen Militäranlage Buchen, Eichen und Fichten schlagen dürfen, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Denn die Stadt darf die Waldflächen erst kaufen, wenn alle Rückbauarbeiten auf dem alten US-Stützpunkt abgeschlossen sind.

 Bedhard Oberweis November 2018

Bedhard Oberweis November 2018

Foto: TV/Christian Altmayer
 Bedhard Oberweis November 2018

Bedhard Oberweis November 2018

Foto: TV/Christian Altmayer
 Bedhard Oberweis November 2018

Bedhard Oberweis November 2018

Foto: TV/Christian Altmayer

Bislang ist aber nur ein Stück des Teilbereiches zehn renaturiert worden, neun kommt nun erst an die Reihe und auf den verbliebenen Flächen eins bis acht ist noch gar nichts passiert. Wann es so weit sein wird, kann beim Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBw) niemand sagen.

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