Gesucht: Ein neuer Ortschef für Malberg

Er war der Letzte, der nach der Kommunalwahl im Juni 2009 zum Ortsbürgermeister einer Gemeinde in der Verbandsgemeinde Kyllburg gewählt wurde. Und er ist auch der Erste, der geht: Joachim Schmitt hat nach nicht einmal einem Jahr seinen Rücktritt als Orts-Chef von Malberg erklärt. Am 5. September soll neu gewählt werden - sollte sich jemand finden, der kandidiert.

Malberg. Joachim Schmitt hatte sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, bevor er sich am 19. August 2009 zum Ortsbürgermeister von Malberg wählen ließ. Beruflich stark eingespannt, war der Bezirksgeschäftsführer einer Krankenkasse und deshalb auch skeptisch, ob er genügend Zeit für das Ehrenamt erübrigen könnte. Zudem hatte er ohnehin schon den Fraktionsvorsitz der Freien Wählergemeinschaft (FWG) im Verbandsgemeinderat Kyllburg inne.

Offenbar war seine Skepsis begründet: Nach nicht einmal einem Jahr an der Spitze der Gemeinde ist für ihn bereits wieder Schluss. "Auf drei Hochzeiten zu tanzen, das ist eine zu viel", musste der scheidende Ortsbürgermeister schon nach kurzer Zeit feststellen. Regelmäßig erwarteten ihn abends nach der Arbeit zehn bis zwölf E-Mails, die es zu beantworten galt, sowie mehrere Nachrichten auf dem Anrufbeantworter, auf die er reagieren musste. "Beim Ortsbürgermeister schlagen einfach tagtäglich Sachen auf", sagt Schmitt, der jetzt die Reißleine zog und beim Bürgermeister der VG Kyllburg seinen Rücktritt als Malberger Orts-Chef einreichte.

Am Sonntag, 5. September, soll in der 700-Einwohner-Gemeinde also sein Nachfolger gewählt werden - sollte sich überhaupt jemand zu einer Kandidatur bereit erklären. "Es wird wohl schwierig sein, jemanden zu finden", ist beispielsweise Karina Rodermann skeptisch, die als Erste Beigeordnete der Gemeinde vorerst die Führung der Amtsgeschäfte übernommen hat. Schwierig vor allem deswegen, weil schon zur Kommunalwahl im vergangenen Jahr niemand zur Urwahl antrat. Erst Wochen später fand man mit Schmitt doch noch einen Freiwilligen.

Laut Friedel Hargarten, der zuvor 20 Jahre lang an der Spitze Malbergs gestanden hatte und weiterhin im Gemeinderat kommunalpolitisch aktiv ist, war das Problem schon lange absehbar: "Aus meiner Sicht ist Malberg in eine Art Lethargie verfallen." In der Gemeinde wohnten viele alte Leute, unter den jüngeren seien zahlreiche Zugezogene, die keinen Bezug zur Politik vor Ort hätten. "Ich habe schon mit vielen gesprochen, denen ich diese Aufgabe zutrauen würde", zeigt sich Hargarten ratlos, "da will einfach keiner." Es sei nun mal schwer, jemanden davon zu überzeugen, drei bis vier Abende unter der Woche und noch einmal mindestens einen Termin am Wochenende zu investieren, sagt Hargarten. "Doch da sind auch viele, viele schöne Stunden bei", betont er. Ihm habe es in seinen 20 Jahren als Malberger Orts-Chef "ein gewisses Gefühl der Zufriedenheit" bereitet, seine Gemeinde mitzugestalten und voranzubringen und ihren Einwohnern zu helfen.

Falls seine Werbung fürs Ehrenamt dennoch niemanden überzeugen sollte, könnte es durchaus passieren, dass Malberg nach Roth an der Our (VG Neuerburg) die zweite Gemeinde im Eifelkreis wird, in der die Position des Ortsbürgermeisters längerfristig unbesetzt bleibt. Sollte dies der Fall sein, muss wohl die Erste Beigeordnete Rodermann in die Bresche springen und viele Aufgaben des Orts-Chefs übernehmen. Und das, obwohl diese - selbst berufstätig - ebenfalls über das Amt sagt: "Für jemanden, der berufstätig ist, ist das schon ziemlich viel."

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