Gute Freunde sind das Wichtigste

Am 27. März will Wolfgang Fandel als Direktkandidat für die Grünen in den Landtag einziehen und als bisher unbeschriebenes Blatt in der Politikszene die Großen ärgern. Der TV hat den Architekten in seinem Zuhause besucht.

Bitburg. Bescheiden, aber dennoch heimelig ist das Heim von Wolfgang Fandel in Bitburg. Das kleine Wohn- und Esszimmer schmücken ein Ikeatisch und ein wuchtiger Holzschrank. Ein Erbstück seiner Großmutter, das der freischaffende Architekt mit Büro in Neuerburg eigenhändig abgeschliffen hat. Die hohen weißen Wände zieren Kalenderblätter seines Lieblingskünstlers Keith Haring. "Die Bilder sind sehr farbenfroh und haben einen kindlichen und unrealistischen Charakter. Deshalb mag ich sie", sagt Fandel. In der Ecke steht ein altes Radio, das leise vor sich hinsäuselt. "Bei mir im Büro läuft den ganzen Tag über das Radio", sagt der 42-Jährige und überlegt dann, welches Musikgenre ihm eigentlich am Besten gefällt. "Spannend finde ich deutschsprachige Musik, vor allem von Bands wie Revolverheld oder Ich + Ich", findet Fandel.

Trotz aller Ausgeglichenheit ist Fandel kein Mann, der sich mit einfachen Antworten begnügt. Wenn gestritten werden muss, dann geht für ihn kein Weg daran vorbei. Bürgerbeteiligung ist ihm ein äußerst wichtiges Anliegen. Wofgang Fandel kann es nicht leiden, wenn Politik über die Köpfe der Menschen hinweg gemacht wird, Leute nicht gefragt oder in Entscheidungen mit einbezogen werden. Dann kann er fuchsteufelswild werden, auch wenn Friedfertigkeit ein Aushängeschild seiner Partei ist.

Grüne Standpunkte hat Fandel schon vertreten, bevor er Mitglied der Grünen im Eifelkreis Bitburg-Prüm wurde. Seit 2008 ist er Mitglied des Bauausschusses der Stadt Bitburg. Trotzdem ist er so etwas wie das "Greenhorn" der Lokalpolitik. Denn sein Parteibuch besitzt er erst seit dem 1. Januar 2011. Nur 29 Tage später kürten ihn die Grünen des Eifelkreises zum Direktkandidaten für den Landtag in Mainz. Grünen-Politiker von null auf hundert.

Zum Kaffee kommt Milch mit Biosiegel auf den Tisch. "Die kommt aber nicht aus der Eifel - leider", sagt Fandel. Der Trend zu mehr Bioprodukten sei natürlich positiv, doch für Fandel sollten in den Supermärkten dennoch eigene Parzellen eingerichtet werden, wo Bioprodukte von Betrieben aus der Eifel verkauft werden könnten. Die Bauernmarkthalle in Bitburg sei dafür ein gutes Beispiel.

Ausgleich findet Fandel beim Laufen in der Natur. "Es gibt in der Eifel noch unendlich viel zu entdecken. Und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich noch nicht überall war", lacht der gebürtige Eifeler. Der 42-jährige Bitburger ist Marathonläufer. Ausdauer bringt der Politikneuling also automatisch mit. Zwar liegt der letzte Marathon schon ein paar Jahre zurück, das Laufen ist für Fandel trotzdem mehr als nur ein schönes Hobby. 2006 rief er das Laufportal www.laufrun.de im Internet ins Leben, das aber aus Zeitmangel in letzter Zeit brachliegt. "Laufen ist eine gute Möglichkeit, um einmal in Ruhe nachzudenken. Im Beruf klingelt oft das Telefon, Arbeit, Hektik. Da bleibt kaum Zeit, über wichtige Dinge nachzudenken", sagt Fandel.

Wenn er nicht gerade durch Wälder und Auen der Eifel joggt, trifft sich der 42-Jährige, so oft es geht, mit Freunden. "Da ich selbst keine eigene Familie habe, sind meine Freunde das Wichtigste, was ich habe", sagt Fandel. Von seinem Balkon lässt der Bitburger seinen Blick gen Horizont schweifen. Dorthin, wo sich dem Auge Windräder in den Weg stellen. Ein wahrgewordener Grünen-Traum. So soll es im Eifelkreis künftig weitergehen, wenn es nach Wolfgang Fandel geht.

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