Hölzerne Spardose mit Loch

LEIDENBORN. Zu vielen Bauernhöfen gehört auch heute noch privat bewirtschafteter Wald: Im Forstrevier Hofswald sind es 1441 Hektar, aus denen bis zu 3500 Festmeter Holz pro Jahr vermarktet werden. Doch die ehemalige "Spardose des Bauern" ist in der modernen Agrarwirtschaft nicht immer unproblematisch.

Einige hoch gewachsene Fichtenstämme liegen mit abblätternder Rinde am Waldrand und warten auf ihren Abtransport: Hier hat der Borkenkäfer zugeschlagen. Damit nicht die nächste Generation der waldschädigenden Insekten den gesunden Bestand gefährdet, muss das Holz schnell in die Verarbeitung gehen. Möglich ist die Verwendung als Bau- und Industrieholz oder in Spanplatten, erläutern Revierleiter Alfred Heck und Landwirt Hermann Schwalen, "doch der Wertverlust beträgt mindestens 50 Prozent". Die 1195 privaten Waldeigentümer im Revier in der Nähe von Arzfeld werden im Rahmen einer Privatwaldbetreuung in Sachen Waldbaumethoden, Förderprogramme und Arbeitstechnik beraten. Zu diesen Privatwaldbesitzern gehört auch auch Schwalen mit insgesamt 20 Hektar Forst - überwiegend Fichtenbeständen, außerdem Buchen- und Mischwald. Neben der Beratung gehört das Probeauszeichnen besonders guter oder schnell zu erntender und kranker Stämme zur täglichen Arbeit von Alfred Heck. Probleme bereiten dem Förster, dass immer weniger Privatwaldbesitzer das notwendige fachliche Können mitbringen oder die technische Ausstattung haben, um den Forst in Ordnung zu halten, "vor allem, wenn sie nicht vor Ort leben". Für solche Fälle bietet das Land einen kostenlosen Beratungsservice an, eine Pflichtaufgabe der Forstämter. Weitergehende Arbeiten werden gegen Gebühr angeboten. Normalerweise muss ein Forst ständig beobachtet werden. Die im Schnitt nur 1,5 Hektar großen Privatwaldparzellen lohnten oft keine eigenständige dauerhafte Bewirtschaftung mehr. In solchen Fällen bündelt das Forstamt Neuerburg die Angebote an Holz und bringt sie für die Besitzer auf den Markt. "Die Preise sind allerdings auch hier fast auf Weltmarktniveau gesunken, der Holzmarkt ist längst kein regionaler mehr. Bei Borkenkäfer- und Schwachholz kann man kaum kostendeckend arbeiten", erläutert Schwalen. Zudem sind alte Holzbestände in der Westwallgegend noch immer stark von Granatsplittern durchsetzt und für den Möbelbau weniger geeignet. Für viele Bauernhöfe ist der Zweig Forstwirtschaft uninteressant geworden. Die Folgen dieser Entwicklung betreffen letztlich alle, denn ein nicht oder unzureichend gepflegter Forst wird anfälliger für Krankheiten und kann die Funktion als Erholungsfaktor im Fremdenverkehr ebenfalls weniger gut erfüllen. Landwirte wie Schwalen sind in die Forstwirtschaft regelrecht hineingewachsen und haben die Arbeiten als eigenes Ausbildungsfach gelernt. Schwalen sind die Wechselwirkungen zwischen Ökologie und Ökonomie im Waldbau vertraut. "Oft sind die Probleme hausgemacht", gibt er zu bedenken, "etwa wenn nicht standortgemäße Bäume angepflanzt wurden, wie Fichten auf sehr trockenem Boden, oder wenn nicht in regelmäßigen Abständen kontrolliert wird, ob noch alles gesund ist." Im Privatwald sei der wirtschaftlich bedingte Druck größer, homogene Flächen zu erhalten, die leicht geerntet werden könnten. Schwalens Holz geht teils an heimische Sägewerke und Schreinereien, teils verwertet er es als Brennholz im eigenen Betrieb: "Ein Raummeter Fichtenholz ergibt immerhin den Heizwert von 140 Litern Öl, Buche und Eiche den von 220 Litern."

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