Kabarett Von „Verblüffungstanz“ und „Zerknirschungslyrik“: Nessi Tausendschön hat ihren Zenit längst nicht überschritten
Bitburg · Beim Kabarettabend mit Nessi Tausendschön im Bitburger Haus Beda bekamen viele ihr Fett weg — zur Freude des Publikums.
In Zeiten einer Pandemie haben viele Menschen wenig zu lachen. Dann einen Ausgleich zu finden, noch mal herzhaft lachen zu können und dabei der losen Zunge einer gewieften Kabarettistin zu folgen, die dann auch noch mit ihrer Stimme begeistert: Das war die Hoffnung der rund 120 Besucher im Festsaal des Hauses Beda in Bitburg. Das Ergebnis kann vorweggenommen werden: Die Erwartungen wurden erfüllt.
„Als die Künstlerin 2008 zum ersten Mal bei uns zu Gast war, hat sie gesagt, dass sie den verschrumpelten Bitburger Herzen ein wenig Freude einträufeln möchte. Ich bin mir sicher, das wird ihr auch heute Abend gelingen“, sagte Joachim Kandels, Vorsitzender der Kulturgemeinschaft Bitburg, in seinen Begrüßungsworten an Nessi Tausendschön und ihr Publikum. „Nachdem ich diese Ansage gehört habe, bin ich ja ganz gespannt auf mich“, stieg die Kabarettistin ein und machte gleich einen Rundumschlag: „Wenn ich mich umschaue, wenn ich das so sagen darf, Sie sehen ein wenig aus wie ausgefallene Zähne im Gebiss der Kultur.“ Damit wies Tausendschön auf die vielen entfallenen Veranstaltungen während der Corona-Pandemie hin. Umso mehr freute sie sich auf den Abend und legte los mit ihrem Programm. Dem Titel „30 Jahre Zenit“ fügte sie „Operation Goldene Nase“ hinzu. „Wir präsentieren Ihnen heute Abend die besten Stücke aus allen Programmen“, kündigte Tausendschön an. Musikalisch begleitete sie der virtuose Gitarrist William Mackenzie.
Und inhaltlich? Da bekamen viele ihr Fett weg. Etwa Altbundeskanzler Gerhard Schröder. „Was reitet diesen Mann?“, rief die Künstlerin und präsentierte Szenen rund um die Currywurst und lupenreine Demokraten. Eine Nummer, die beim Publikum besonders gut ankam, war ihr verbaler Ausflug als Sportreporterin. Dabei kreierte Tausendschön eine neue Sportart und nannte sie die „Europameisterschaften im Kunstvögeln“. „Dass ich Ihnen das präsentiere, das haben sie sich selbst zuzuschreiben“, verschob sie die Verantwortung für den „eindeutigen“ Vortrag.
„Man spürt ihre Professionalität, sie macht das wirklich gut“, sagte Zuschauerin Margit Schneider, die nicht zum ersten Mal die Trägerin des Deutschen Kleinkunstpreises und des Salzburger Stiers auf einer Bühne verfolgte. Die beiden Auszeichnungen stehen eher stellvertretend für die zahlreichen Ehrungen, mit der die Kulturindustrie das kabarettistische Naturereignis Nessi Tausendschön gewürdigt hat. Das Bitburger Publikum jedenfalls würde nach dieser Vorstellung ohne Bedenken eine weitere hinzufügen.