So günstig gibt's Äpfel und Birnen nirgendwo

Saftige Äpfel und reife Birnen hängen an vielen Bäumen am Wegrand. Damit sie nicht zwangsläufig zum reinen Vogelfutter werden, versteigern einige Dörfer im Eifelkreis ihr Gemeindeobst Jahr für Jahr.

Dockendorf/Preist/Hütterscheid. Der Gemeindehaushalt lässt sich damit zwar nicht sanieren; aber zu einem netten Ritual ist es dennoch geworden: Einige Dörfer des Eifelkreises versteigern Jahr für Jahr meistbietend das Obst der Bäume, die am Wegrand oder auf den Ausgleichsflächen für Neubaugebiete gepflanzt wurden. Manchmal geht es dabei bloß um einzelne Bäume, anderenorts kommen gleich die Früchte mehrerer Hundert Obstbäume unter den Hammer.

So etwa in Preist: Dort versteigert Bürgermeister Peter Schilling das Obst von ungefähr 150 Apfel- und 150 Birnenbäumen. "Wenn sich die Interessenten gegenseitig hochgeboten haben, kamen wir schon mal auf 170 Euro für alle Bäume", sagt Schilling. Das Interesse habe aber nachgelassen. Inzwischen kämen meist zwei Bieter, die die Ernte untereinander aufteilten. Dieses Jahr landeten noch 40 Euro in der Gemeindekasse.

Kaum jemand will heute noch Obst aufsammeln



"Billiger kann man das Obst nicht kriegen", findet Peter Baumann aus Preist. Der 82-Jährige ist einer der beiden Käufer des Preister Gemeindeobstes. Mit seinen beiden Enkeln keltert er daraus Viez. Das Aufraffen der Früchte sei eine heillose Arbeit, die sich heute kaum noch jemand machen wolle, sagt er. Versteigert wird schließlich nur das Recht zur Ernte, nicht etwa zusammengetragenes Obst.

Für Baumann bietet die jährliche Auktion die Chance, eine alte Familientradition fortzuführen: Seine Eltern kelterten damals noch aus den Früchten eigener Bäume Obst. "Das Raffen ist ein schönes Erlebnis, und wir sind stolz darauf, jeden Mittag unseren eigenen Viez beim Essen auf dem Tisch stehen zu haben", erklärt Baumann.

Auch in anderen Dörfern, die Gemeindeobst versteigern, läuft es ähnlich ab wie in Preist. "Meistens kommen dieselben Leute", sagt der Dockendorfer Orts-Chef Herbert Mohnen. Jeder habe sich unter den acht Apfelbäumen seine ausgewählt und bezahle meist fünf Euro pro Baum. Mohnen stand allerdings auch schon alleine da, weil sich niemand für das Obst interessierte.

Peter Helbach erging es in Hütterscheid vergangenes Jahr genauso. Keiner war gekommen, um die rund 20 Zentner Obst der drei alten Apfelbäume zu ersteigern. Das sei früher ganz anders gewesen, erinnert sich der Ortsbürgermeister. In seinen Kindertagen nach dem Zweiten Weltkrieg wäre Gemeindeobst direkt am Straßenrand versteigert worden. "Zu der Zeit war es überhaupt kein Problem, Käufer zu finden", sagt er. Schließlich hätten die meisten Landwirte eigenen Viez im Keller gelagert, so dass es für das Obst stets Verwendung gab.

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