"Wie ein Mann geschrieben"

JÜNKERATH. (bb) Den dritten Programmbaustein zum Weltfrauentag im Kreis Daun bildete ein musikalisch-literarischer Abend in der Graf-Salentin-Schule. Christel Aretz sprach über das Leben und Schreiben von Clara Viebig und über die Resonanz auf deren Roman "Das Weiberdorf". Alfred Natus und Nicole Michels spielten auf der Zither.

Mehr als 100 Lesungen hat Christel Aretz aus Hontheim seit der Gründung der Clara-Viebig-Gesellschaft Bad Bertrich im Jahr 1992 bestritten. Jetzt gastierte sie zum dritten Mal in Jünkerath, und sie hatte nun den Blick eigens auf das Kämpferische der Clara Viebig (1860 bis 1952) gerichtet. Anlass der Veranstaltung war der Internationale Frauentag. Christel Aretz zitierte ein Wort aus den letzten Lebensjahren der Dichterin: "Vielleicht bin ich unbewusst schon eine der vielen Vorkämpferinnen der modernen Frauenbewegung gewesen." Sie habe "wie ein Mann" geschrieben, und ihr gleichermaßen bedeutendstes und am meisten umstrittenes Werk, der Roman "Das Weiberdorf" (1900), sei zunächst als Fortsetzungsroman in einer Zeitung unter "C. Viebig" erschienen, erklärte Christel Aretz. Der Veröffentlichung der Geschichte über ein kleines, von Männern zeitweise verlassenes Dorf in der Eifel sei der Aufschrei "Entehrung" auf den Fuß gefolgt. Clara Viebig sei enormen Anfeindungen ausgesetzt gewesen, es habe viel Aufregung und Protest gegeben. Die katholische Kirche habe das Buch auf den Index gesetzt und es als "gewöhnliche Unterhaltungsliteratur mit Beschimpfungen des Bußsakraments und anderer katholischer Einrichtungen" bewertet. "Wir setzen uns für eine Rehabilitierung Clara Viebigs durch die Kirche ein", sagte Christel Aretz, die im Vorstand der Clara-Viebig-Gesellschaft ist und auch von der literaturwissenschaftlichen Einschätzung des Romans als "wichtiges kulturgeschichtliches Dokument" berichtete. Sehr gut akzentuiert, aber ohne Pathos las sie dem Publikum das erste Kapitel und die letzten Zeilen des Romans vor. Eine gute Idee war es, Alfred Natus aus Jünkerath und seine Enkeltochter Nicole Michels aus Dahlem für den musikalischen Rahmen zu engagieren. Passten die feinen Zither-Balladen doch ausgezeichnet zu der dichterischen Energie der Clara Viebig. Initiatorin der Veranstaltung im Musiksaal der Regionalen Schule war Margareta Terporten aus Feusdorf. Sie ist Mitglied der Frauenunion im Kreis Daun. Deren Vorsitzende Christina Metzger sowie die Gleichstellungsbeauftragte Edith Peters hatten den Clara-Viebig-Abend als letzte von drei Veranstaltungen zum Internationalen Frauentag organisiert - nach einem Kinoabend in Hillesheim und einer Kunstausstellung in Daun (der TV berichtete). Kontakt: Clara-Viebig-Gesellschaft Bad Bertrich: Manfred Aretz, Gassenflur 7, 54538 Hontheim, Telefon 02674/910912, Fax 02674/910913, E-Mail: eifelbuch@t-online.de, Internetadresse: www.clara-viebig-gesellschaft.de.

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