Angeklagter gesteht sexuellen Missbrauch

Ein geständiger Angeklagter, aber dennoch kein Urteil: Weil seine Aussagen nicht im Detail mit denen des 13-jährigen Opfers übereinstimmen, ist die Verhandlung gegen einen Eifeler wegen schweren sexuellen Missbrauchs eines Kindes am Montag vor dem Bitburger Amtsgericht vertagt worden.

Bitburg. (neb) Versteckt hinter Zuschauern sitzen sie in der letzten Reihe im Sitzungssaal 124 des Bitburger Amtsgerichts und verfolgen mit versteinerten Mienen, wie der Mann, mit dem sie noch vor ein paar Monaten Weihnachten gefeiert haben, in Handschellen auf der Anklagebank Platz nimmt. Ihre Anspannung ist greifbar - es ist wohl kaum in Worte zu fassen, wie schwer es den Eltern fallen muss, sich mit dem Mann in einem Raum aufzuhalten, der ihre 13-jährige Tochter - seine eigene Großcousine - am ersten Weihnachtstag 2009 während einer Familienfeier sexuell missbraucht haben soll. Nahezu regungslos lauschen sie Staatsanwältin Daniela Gregarek, die das für die Eltern sicherlich schwer zu ertragende Geschehen des 25. Dezember 2009 schildert.

Angeklagter: Übergriff war nicht geplant



Mit dem Vorwand, ein Computerspiel zu holen, habe der Angeklagte seine Großcousine während der Familienfeier in sein gegenüberliegendes Haus und dort ins Schlafzimmer gelockt. Auf dem Bett habe er ihren Oberkörper entblößt und ihr seine Zunge in den Mund gesteckt. Anschließend habe er eine Hand in ihre Unterhose geschoben, sie gestreichelt und sei mit einem Finger in sie eingedrungen.

Über seinen Verteidiger Wolfgang Ferner räumt der 33-Jährige die Vorwürfe ein. Er wisse nicht, was über ihn gekommen sei, geplant habe er den Übergriff nicht. Das Verhältnis zu dem Mädchen sei eng gewesen, liest der Verteidiger für seinen Mandanten vor. Wie eng es tatsächlich gewesen ist, darüber streiten Anklage und Verteidigung: Das Opfer hatte bei der Polizei ausgesagt, dass der 33-Jährige bereits vor dem Tattag mehrmals ihre Brust berührt und auch ihren BH geöffnet habe. Der Angeklagte dagegen spricht von "unschuldigem, normalem Körperkontakt" - und erntet damit ein unmissverständliches Kopfschütteln von der Frau, die ihm gegenübersitzt: Ruth Streit-Stifano Espósito vertritt als Nebenklägerin das 13-jährige Opfer, das selbst nicht zum Prozess erschienen ist. Trotz mehrfachen Nachhakens durch Richter Udo May und Staatsanwältin Gregarek bleibt der 33-jährige verheiratete Vater eines zweijährigen Sohnes bei seiner Version eines "einmaligen Ausrutschers".

Weder Staatsanwältin noch Nebenklägerin glauben dieser Darstellung, sie wollen weitere Zeugen hören. Der Prozess wird deswegen vertagt. Bis zur Fortsetzung soll ein Sachverständiger zudem die Schuldfähigkeit des Angeklagten überprüfen.

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