Wirtschaft Wo die Fichten und das Geld wachsen

SEFFERWEICH/NEIDENBACH · Der Revierförster Otmar Koch führt  durch den städtischen Wald. Der Buchdrucker und die Rehe bereiten Probleme.

 Revierförster Otmar Koch (Bildmitte, vorne) erklärt die Besonderheiten des städtischen Revierteils Waxbrunnen.

Revierförster Otmar Koch (Bildmitte, vorne) erklärt die Besonderheiten des städtischen Revierteils Waxbrunnen.

Foto: Uwe Hentschel

 „Waldbegang – gibt es dieses Wort überhaupt?“, fragt der Bitburger Revierförster Otmar Koch in die Runde. Einige zucken mit den Schultern, andere schauen sich fragend an. „Waldbegang?“ Hört sich in der Tat etwas komisch an, stellt einer der Teilnehmer fest. „Bei uns hieß das schon immer so“, sagt Koch grinsend, belässt es also dabei und beginnt dann mit dem Waldbegang, beziehungsweise der Waldbegehung. Regelmäßig lädt der Revierförster Vertreter der Stadt und Interessierte zu einen Rundgang durch den Stadtwald an. Und an diesem Samstagmorgen ist der rund 160 Hektar große Revierteil Waxbrunnen in der Gemarkung Sefferweich/Neidenbach dran.

„Der Waxbrunnen ist von der Zusammensetzung der Bäume ganz anders als der Rest des Stadtwalds“, sagt Koch und verweist auf den hohen Nadelholzbestand.

Ende des 19. Jahrhunderts sei im Waxbrunnen ein Großteil des damaligen Eichen-Niederwald-Bestands gefällt und durch Fichten ersetzt worden. Und das macht sich jetzt, mehr als 100 Jahre später, für die Stadt durchaus bezahlt. „Dieser Revierteil ist wichtig für den Wirtschaftswald, weil hier die Überschüsse erwirtschaftet werden“, erklärt der Revierförster. So hätten viele der Fichten inzwischen ein Alter erreicht, in dem sie gute Erträge lieferten, sagt Koch. Er zeigt auf rund 30 Meter hohe Fichten, die zwischen 80 und 90 Jahre alt sind, zur ersten Fichten-Generation im Waxbrunnen gehören und deren Fällung nun in absehbarer Zeit bevorsteht. „Die Bäume könnten durchaus noch älter und höher werden“, so der Förster, „aber dann würden sie am Markt vorbeiwachsen.“ Ab einer gewissen Größe sei der Einschlag nämlich mit einem höheren Arbeitsaufwand verbunden, wodurch sich der Ertrag reduziere. Was den Fichten und Förstern in diesem Jahr besonders zu schaffen macht, ist der Buchdrucker, eine Unterart des Borkenkäfers. „So einen Befall wie in diesem Jahr hatten wir noch nie“, sagt Koch an der zweiten Station der Exkursion. Dort liegen einige der vom Käfer befallenen Bäume, die auf ihren Abtransport warten. Da der Stadtwald sowohl FSC- also auch PEFC zertifiziert sei, dürften gegen den Borkenkäfer keine Insektizide eingesetzt werden, erklärt der Revierförster, was die Bekämpfung erschwere.

Womit das Forstamt im Waxbrunnen ebenfalls zu kämpfen hat, sind die Bissschäden durch das Rotwild. „Wir sind hier in der glücklichen Situation, dass wir einen eigenen Jagdbezirk haben und keine Jagdgenossenschaft“, sagt Koch. Das erleichtere grundsätzlich die Abstimmung zwischen dem Forstamt und dem Jagdpächter.

Problematisch sei aber, dass die zwischen Stadt und Pächter vereinbarte Abschussquote nicht erreicht wird.

Und wie Frank Bauer, Exkursionsteilnehmer und zudem zuständiger Mitarbeiter der Stadtverwaltung, erklärt, seien die Möglichkeiten, auf den Pächter Druck auszuüben, auch sehr begrenzt. „Wir müssen uns weitgehend auf das verlassen, was der Pächter uns erzählt“, sagt Bauer, weswegen es schwer einzuschätzen sei, inwieweit wirklich alles getan werde, um die Abschussquote zu erfüllen.

Allerdings sei das Rotwild generell auch schwer zu jagen, weil es zwischendurch das Revier wechsle, fügt Bauer hinzu.

Wie sich ein älterer Exkursionsteilnehmer erinnert und Revierförster Koch auch bestätigt, gab es im Waxbrunnen mit der Verpachtung der Jagd wohl schon zeitlebens Probleme.

 Otmar Koch kennt sich aus mit Wald- und Forstwirtschaft.

Otmar Koch kennt sich aus mit Wald- und Forstwirtschaft.

Foto: Uwe Hentschel
 Der Buchdrucker aus der Familie der Borkenkäfer hat diese Bäume befallen, weshalb sie gefällt wurden.

Der Buchdrucker aus der Familie der Borkenkäfer hat diese Bäume befallen, weshalb sie gefällt wurden.

Foto: Uwe Hentschel

Möglicherweise aber ändert sich das im kommenden Jahr. Denn dann wird ein neuer Pachtvertrag abgeschlossen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort