Erneute Personaleinschnitte bei Ergocast

Jünkerath · Wegen der anhaltenden Flaute in den Auftragsbüchern sollen jetzt die Mitarbeiter der Jünkerather Metallgießerei Ergocast neue Zugeständnisse machen. Gefordert werden der Verzicht auf Einmalzahlungen, Urlaubsgeld und 10 Urlaubstage. Der Betriebsrat besteht im Gegenzug auf einer Beschäftigungsgarantie.

 Noch im Oktober brummte das Geschäft bei Ergocast in Jünkerath. Jetzt hat die globale Krise auch die Obere Kyll erreicht. TV-Foto: Archiv/Stefanie Glandien

Noch im Oktober brummte das Geschäft bei Ergocast in Jünkerath. Jetzt hat die globale Krise auch die Obere Kyll erreicht. TV-Foto: Archiv/Stefanie Glandien

Mit einem neuen Maßnahmenkatalog reagiert die Geschäftsleitung der Jünkerather Metallgießerei Ergocast auf den anhaltenden Rückgang bei der Nachfrage. 30 befristete Verträge werden nicht verlängert, und auch die Stammbelegschaft muss sich auf harte Einschnitte vorbereiten. Von „gravierenden Punkten“, die die Belegschaft als Opfer bringen soll, spricht der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Michael Schmieding. Unter anderem sollen die Mitarbeiter auf Einmalzahlungen, Urlaubsgeld und zehn Tage Urlaub verzichten. Arbeitszeitkonten sollen ebenfalls abgebaut werden. Außerdem bereitet die Geschäftsführung vor, ab dem 1. April Kurzarbeit einzuführen.

In einer Mitgliederversammlung am heutigen Samstag will der Betriebsrat den Ergocast-Mitarbeitern den Maßnahmenplan vorstellen und darüber diskutieren. Nur wenn 80 Prozent der Mitarbeiter zustimmen, können die Vorschläge umgesetzt werden. „Eine Grundvoraussetzung ist aber, dass zugleich eine Beschäftigungsgarantie abgegeben wird“, sagt Roland Wölfl von der IG Metall in Trier. „Außerdem müssten die Maßnahmen zeitlich begrenzt werden“, ergänzt Schmieding. Denn sollte den Mitarbeitern trotz der Zugeständnisse gekündigt werden müssen, orientiert sich ihr Anspruch auf Arbeitslosengeld am letzten Gehalt. „Wir müssen die Sachlage erörtern, dann werden die Mitarbeiter darüber entscheiden, was zu tun ist“, sagt Wölfl. Zunächst müsse man schauen, wie ernst die Lage des Unternehmens ist.

„Unser Ziel ist ganz klar der Erhalt des Unternehmens und damit der Arbeitsplätze“, sagt Ergocast-Personalchef Klaus Günzler. Deshalb stehe man jetzt in Verhandlungen und müsse schauen, dass man zu einer einvernehmlichen Lösung komme.

Bereits kurz vor Weihnachten hatte die Firma mit dem Abbau von 30 befristet angestellten Mitarbeitern – etwa ein Zehntel der gesamten Belegschaft – auf die schlechte Auftragslage reagiert. Damals hatte Ergocast-Geschäftsführer Norbert Lüling gehofft, dass sich die Auftragsbücher ab April wieder füllen und dann die Talsohle überstanden sei.

Stimmung unter den Mitarbeitern sehr gedrückt

Aber: „Ergocast hat im Moment dieselben Probleme wie tausend andere Unternehmen auch“, sagt Wölfl von der IG Metall. Niemand könne im Moment verlässliche Prognosen abgeben, wie sie sich die Wirtschaftslage entwickelt. „Es ist schwierig, einen Prozess zu gestalten, wenn man nicht weiß, wo das Licht am Ende des Tunnels ist“, sagt Wölfl. „Ich sehe jedenfalls den Boden noch nicht.“

„Die Stimmung unter den Mitarbeitern ist jedenfalls sehr gedrückt“, berichtet Schmieding. Wie groß die Bereitschaft zu Zugeständnissen innerhalb der Belegschaft sei, könne er derzeit nicht abschätzen. „Wir müssen erst einmal die Mitgliederversammlung abwarten, dann wissen wir mehr.“

In den sauren Apfel beißen


Von Christian Brunker

Die Mitarbeiter von Ergocast müssen jetzt ausbaden, was verantwortungslose Banker mit ihren windigen Finanzgeschäften in der Weltwirtschaft ausgelöst haben. Die massiven Auftragseinbrüche betreffen nicht nur die Jünkerather Metallgießer, sondern eine ganze Branche. Deshalb wird den Angestellten wohl nichts anderes übrigbleiben, als in den sauren Apfel zu beißen. Denn eine Konfrontation hilft niemandem - schon gar nicht in einer solchen Krisensituation. Ob die Geschäftsleitung dazu bereit ist, eine Beschäftigungsgarantie abzugeben, werden die Verhandlungen mit dem Betriebsrat und der IG Metall zeigen müssen. Selbst wenn sie sich nicht zu diesem formalen Schritt bereit erklärt – der je nach Wirtschaftslage ohnehin schnell Makulatur sein kann – muss es jedoch das erklärte Ziel der Geschäftsleitung sein, die guten und engagierten Mitarbeiter zu halten und gemeinsam mit ihnen die Krise durchzustehen. Doch genauso klar muss es auch sein, dass sich die Geschäftsleitung in besseren Zeiten an die Opferbereitschaft ihrer Mitarbeiter erinnert.

c.brunker@volksfreund.de

EXTRA

Ergocast: Die Metallgießerei Ergocast in Jünkerath fertigt komplexe Gussteile, die in der Antriebstechnik für Getriebe und Lenkungen sowie in der Hydraulik Verwendung finden. Zu den Kunden zählen unter anderem Siemens und Bosch. Die Metallverarbeitung hat eine große Tradition in Jünkerath: 1687 hatte Salentin Ernst Graf von Manderscheid-Blankenheim die erste Eisenhütte dort gegründet.

Seit 2006 firmiert die Firma unter dem Namen Ergocast GmbH, früher firmierte sie unter dem Namen Mannesmann-Demag.

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