Mindestens sieben Jahre lang sollen eine 45-jährige Koblenzerin und ihr 19 Jahre alter Sohn die allein stehende Frau abgezockt haben. Nach Angaben des Leiters der Wittlicher Kriminalinspektion, Norbert Müller, drohte das mutmaßliche Gauner-Pärchen der älteren Dame mit ihrer Unterbringung im Altersheim oder Wohnungsauflösung, sollte sie das geforderte Geld nicht zahlen. „Die Frau war völlig eingeschüchtert und zahlte monatlich zwischen 400 und 2000 Euro“, sagt Kriminaloberrat Müller. Die Ermittler schätzen, dass die Betrüger im Laufe der Zeit insgesamt etwa 70.000 Euro ergaunert haben.

Der Schwindel wäre wohl noch weiter gegangen, hätten nicht aufmerksame Nachbarn die Polizei alarmiert. Ihnen war aufgefallen, dass die Witwe immer mehr verarmte und unter Druck zu stehen schien. Bei ihren Ermittlungen stießen die Fahnder aus Traben-Trarbach, Wittlich und Trier auf das Gauner-Pärchen, das jetzt festgenommen wurde, als es wieder abkassieren wollte. Die beiden Koblenzer waren nach Angaben der Ermittler einst durch einen mit ihnen verwandten Dachdecker auf die Traben-Trarbacherin aufmerksam geworden. Zunächst kassierten sie offenbar noch zu Recht für eine tatsächliche erfolgte Dachsanierung, danach für angebliches Scherenschleifen. Später hielt das mutmaßliche Gauner-Pärchen dann nur noch die Hand auf.

Gegen die von einer Ermittlungsrichterin wieder auf freien Fuß gesetzten Koblenzer wird wegen Betrugs und Erpressung ermittelt. Die Traben-Trarbacher Bürgermeisterin Heide Pönnighaus kündigte gestern im Gespräch mit unserer Zeitung an, sich um die allein stehende Seniorin zu kümmern: „Ich gehe mal vorbei und schaue, ob die Dame Hilfe oder Betreuung benötigt.“ Eine ältere Bürgerin so zu hintergehen sei besonders verwerflich.