Gruselgestalten ziehen durch die Dunkelheit

Einmal im Jahr verwandelt sich der ruhige Eifelort Kerpen: Es ist Zeit für die Nacht des Grauens. Ralf Kramp und Manfred Lang als Herausgeber der Bücherreihe "Abendgrauen" entwickelten ein einfaches und geniales Konzept.

 Der Henker hat seine Arbeit verrichtet: Er begleitet einen Kopflosen durch die Straßen Kerpens. TV-Foto: Josef Schmitz

Der Henker hat seine Arbeit verrichtet: Er begleitet einen Kopflosen durch die Straßen Kerpens. TV-Foto: Josef Schmitz

Kerpen. (jtz) In der Finsternis der Nacht raschelt es überall, schaurige Gestalten treten aus der Dunkelheit hervor. Untote, Bucklige, Henker, Burgfräulein, ein blutverschmierter Kopfloser und schwarze Ritter nähern sich sprachlos und ängstigen mit stechenden Blicken die Zuschauer. Aber zum Glück ist dieses Gruselkabinett nur gespielt: Es ist die Nacht des Grauens, die die gruseligen Spukgestalten nach Kerpen lockt. Die Zuhörer strömten in Scharen zu dem Spektakel und begaben sich auf einen Streifzug durch die Eifelliteratur. Denn organisiert wird die Nacht des Grauens von den Eifel-Autoren Ralf Kramp und Manfred Lang, die ihre Schauergeschichten in den Abendgrauen-Büchern veröffentlichen.

Begonnen hatte die Nacht des Grauens im leerstehenden Schloss Wachendorf bei Mechernich, weitere Stationen waren die Burgmühle in Lissingen, das Freilichtmuseum in Kommern, das Schloss Malberg und schließlich Kerpen. Auf der Burg und im verwinkelten Dorfkern hat das Abendgrauen eine feste Heimat gefunden. Hier lässt es sich vortrefflich spuken, gibt es doch ein echtes Spukhaus als Schauplatz, und hinter Bruchsteinmauern im Kornspeicher der alten Mühle kroch den Beuschern bei Kerzenschein das Grauen regelrecht den Nacken hinauf. Denn in den Rittersaal geleiteten gruselige bucklige Butler die Zuschauer, und im Dorfgemeinschaftshaus gaben die Autoren Geschichten aus Vergangenheit und Gegenwart zum Besten.

Carsten Sebastian Henn, Carola Clasen, Michael Siefener, Manfred Lang und Ralf Kramp (KBV-Verlag) zeichneten mit ihren Erzählungen grauenhafte Szenarien, in denen die Eifel ihre dunkle Seite zeigt. Im Eingangsbereich des Dorfgemeinschaftshauses stand ein Sarg, während Manni Lang euphorisch die Spukgeschichten von drei schwarzen Rosen und dem weißhaarigen Mann aus Gerolstein erzählte.

Der Kölner Ralf Feige war von der Stimmung überrascht, zumal so viele Menschen aus dem Ort mitmachten. Besonders die Geschichte vom Spukhaus interessierte ihn: "Das alte Häuschen "A Widuasch" will keiner erwerben, denn zur Mitternacht hat es nach dem letzten Krieg oft da gespukt." Decke und Möbel bewegten sich, Steine fielen von den Wänden, draußen schlagen wilde Gesellen an die Fenster. Unheimlich, die Besucher schreien auf. Von Grabsprüchen ist die Rede: "Hier ruhen meine Gebeine, ich wollt, es wären deine". Zum Glück hatte die Nacht des Grauens für dieses Jahr ein Ende, und Kerpen ist am nächsten Tag wieder ein beschaulicher Eifelort. Aber die nächste Gruselnacht kommt bestimmt.

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