Ausgebremst auf der frisch sanierten Autobahn - TV-Leser verwundert über Tempo 80 auf A 1 vor Hochwald-Raststätte

Hermeskeil/Züsch · Auf der A 1 zwischen Trier und Hermeskeil in Höhe der Raststätte Hochwald ist seit Mitte November nur Tempo 80 erlaubt - obwohl die Fahrbahn an dieser Stelle frisch saniert ist. Ein Autofahrer aus Züsch hat den TV um Aufklärung gebeten. Auf dessen Anfrage hin löst die zuständige Behörde das Rätsel nun auf.

 Sobald die Abschlussmessung zur Verkehrssicherheit der sanierten Fahrbahn der A 1 in Höhe der Raststätte Hochwald vorgenommen worden ist, soll die Geschwindigkeitsbeschränkung aufgehoben werden. TV-Foto: Christa Weber

Sobald die Abschlussmessung zur Verkehrssicherheit der sanierten Fahrbahn der A 1 in Höhe der Raststätte Hochwald vorgenommen worden ist, soll die Geschwindigkeitsbeschränkung aufgehoben werden. TV-Foto: Christa Weber

Foto: (h_hochw )

Hermeskeil/Züsch. Manfred Kuhn ist zweimal pro Woche auf der Autobahn 1 zwischen Trier und seinem Zweitwohnsitz im Hochwaldort Züsch unterwegs. Auf seiner Fahrt passiert er auch einen A-1-Abschnitt in Höhe der Raststätte Hochwald, auf dem Ende des vergangenen Jahres die Straßendecke auf beiden Fahrbahnen erneuert worden ist.

Das Problem: Seit dem 11. November sind die sanierten Spuren wieder für den Verkehr freigegeben. Nur kurze Zeit nach Ende der Bauarbeiten fielen Kuhn allerdings genau auf diesem Abschnitt frisch angebrachte Verkehrsschilder auf, die die freie Fahrt erheblich bremsen. Eines davon weist die Autofahrer an, ihr Tempo auf 80 Stundenkilometer zu drosseln. Ein zweites warnt vor Schleudergefahr. Etwa 300 Meter vor der Raststätten-Ausfahrt wird das Tempolimit wieder aufgehoben.
Kuhn konnte sich keinen Reim darauf machen. "Ich dachte: So eine schöne neue Straße, keine Nässe - warum soll man hier ins Schleudern kommen?" Er habe die Straßendecke beim Fahren "penibel" nach Unebenheiten abgesucht: "Aber es war alles top." Warum er dort nun langsamer fahren sollte, habe sich ihm "nicht erschlossen". Anderen Autofahrern sei es vermutlich ähnlich gegangen, nur wenige hätten sich wie Kuhn an die Geschwindigkeitsbegrenzung gehalten. "Wenn man ständig überholt wird, fühlt man sich wie ein Verkehrshindernis", sagt der Züscher gegenüber dem TV. Er selbst habe zeitweise an eine "Radarfalle" geglaubt, aber keine Kameras entdecken können.
Und die Schilder blieben. Auch zehn Wochen später stehen sie noch immer. "Ich habe irgendwann geglaubt, man habe sie vergessen", sagt Kuhn. Deshalb habe er den TV gebeten, in der Sache mal nachzuhaken. Gesagt, getan.

Die Recherche: Des Rätsels Lösung liefert auf TV-Anfrage der Landesbetrieb Mobilität (LBM) Rheinland-Pfalz, der im Land die Autobahnen, Bundes-, Landes- und Kreisstraßen plant, baut und unterhält. Das Tempolimit auf besagtem Abschnitt der A 1 bestehe in der Tat seit Freigabe der Fahrbahn am 11. November, bestätigt LBM-Sprecherin Birgit Küppers, die auch die Hintergründe erläutert. Bei neuen Straßendecken müsse stets "sichergestellt sein, dass sie eine ausreichende Griffigkeit besitzen".
Das bedeutet: Beim Kontakt zwischen Reifen und Fahrbahn muss eine gewisse Rauheit den Halt garantieren. Den Nachweis dafür liefern spezielle Messungen, die laut LBM "grundsätzlich frühestens sechs Wochen nach der Verkehrsfreigabe" erfolgen. Denn an neuen Asphaltschichten hafte oft noch Bitumen oder anderes Bindemittel, die Oberfläche müsse erst "freigefahren" werden. Die richtige Griffigkeit, sagt die LBM-Sprecherin, bestätige dann auch erst die Verkehrssicherheit. Weil die Messung bisher nicht erfolgt sei, gelte die "temporäre" Geschwindigkeitsbeschränkung.
Inzwischen sind allerdings schon zehn Wochen vergangen. Warum also wurde die Griffigkeit noch nicht geprüft?
"Das vorgeschriebene Verfahren kann nur in einem bestimmten Temperaturfenster erfolgen", lautet die Erklärung des LBM. In den vergangenen Wochen sei es dafür außerdem "zu feucht" gewesen. Witterungsbedingt könne es, "insbesondere bei Strecken, die gegen Jahresende freigegeben werden", zu Verzögerungen kommen. Der LBM verspricht aber: "Sobald die Ergebnisse vorliegen und in Ordnung sind, verschwinden die Schilder wieder."

Die Reaktion: Leser Manfred Kuhn ist mit der Auskunft zufrieden. Er sei "kein notorischer Nörgler", sagt er, sondern habe "einfach nur nach einer sinnvollen Begründung gesucht". Allerdings merkt er an, dass ein solches Tempolimit "dann auch kontrolliert werden müsste". Für die Autofahrer, findet er, wäre "ein Hinweis schön gewesen". So habe er die Schilder für "Amtsirrsinn" gehalten - und andere Autofahrer womöglich auch.

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