Natur Von Wölfen und Wildnis - Naturpark Saar-Hunsrück wird zertifiziert

Kempfeld · Der Naturpark Saar-Hunsrück wird zertifiziert. Ein Gutachter aus Thüringen besucht deshalb das Wildgehege Wildenburg bei Kempfeld, das Nationalparktor werden soll.

  Es sieht gefährlich aus, aber diese beiden Wölfe im Kempfelder Wildpark spielen nur miteinander. Insgesamt sind vier Wölfe im Park.

 Es sieht gefährlich aus, aber diese beiden Wölfe im Kempfelder Wildpark spielen nur miteinander. Insgesamt sind vier Wölfe im Park.

Foto: TV/Hans-Peter Linz

„Wir sind sozusagen vom Nationalpark umzingelt, weil wir mittendrin liegen,“ scherzt Klaus Görg, Geschäftsführer des Wildgeheges in Kempfeld und Vorstandsmitglied des Hunsrückvereins, der das Wildgehege in Kempfeld betreibt. Seine Besonderheit: Es beherbergt vier Wölfe in einem weitläufigen Gehege.

Das Schutzgebiet des Nationalparks Hunsrück-Hochwald liegt mitten im Naturpark Saar-Hunsrück, in dem wiederum das Wildgehege Kempfeld liegt. Kempfeld ist einerseits eine Infostelle für den Naturpark, andererseits aber auch ein designiertes Nationalparktor. Ein sogenannter „Qualitäts-Scout“ besuchte nun das angehende Nationalparktor, um den Naturpark Saar-Hunsrück erneut zu zertifizieren.

Klaus Görg begrüßt gemeinsam mit Gudrun Rau, Geschäftsführerin des Naturparks Saar-Hunsrück, Johannes Hager, der die Rolle des „Qualitäts-Scouts“ übernahm. Hager ist selbst Leiter des Naturparks Eichsfeld-Hainich-Werratal in Thüringen. „Die Zertifizierung ist freiwillig,“ erklärt Rau. Sie soll das Qualitätsniveau der deutschen Naturparks hoch halten, weshalb sich die Parks wechselseitig zertifizieren.  Dafür musste Gudrun Rau und ihr Team bereits im Vorfeld einen Fragebogen mit 128 Fragen ausfüllen. Anschließend erfolgt dann die Inspektion vor Ort.  Für Johannes Hager ist die Situation im Hunsrück sehr speziell: „Es ist außergewöhnlich, dass ein Nationalpark innerhalb eines Naturparks liegt. Für Außenstehende ist das meistens völlig unverständlich, deshalb haben wir einen neuen Oberbegriff ,Nationale Naturlandschaften’ gebildet. In dem Rahmen stellen wir ein bundesweites Qualitätsmanagement auf die Beine.“

Naturpark und Nationalpark hätten teilweise unterschiedliche, teilweise aber auch gleiche Ziele. „Der Nationalpark braucht den Naturpark als Partner. Das muss noch geübt werden, weil es hier in Rheinland-Pfalz so viele verschiedene Träger gibt,“ sagt Hager. Schließlich sind an Naturpark und Nationalpark zwei Bundesländer (Rheinland-Pfalz und das Saarland), mehrere Landkreise,  Verbandsgemeinden und auch Vereine beteiligt. Der Park hat drei geplante Tore. Der Keltenwall in Otzenhausen liegt im Saarland – seine Ausstattung als Nationalparktor liegt daher auch in der Verantwortung der saarländischen Regierung. Das Hunsrückhaus in der Verbandsgemeinde Thalfang ist ein weiteres Tor, das momentan ausgebaut wird. Thomas Josten, der im Auftrag des rheinland-pfälzischen Nationalparkamts den Ausbau der Ausstellung im Hunsrückhaus leitet, berichtete vom Stand der Dinge: „Wir hatten ein kleines Budget und Probleme mit Akustik und Licht, in zwei Monaten ist der Trockenbau durch und wir wollen die Ausstellung im Dezember eröffnen.“

Bei der Wildenburg ist die Entwicklung noch nicht so weit vorangeschritten. Klaus Görg berichtet,  dass drei Jahre nach Gründung des Nationalparks erste Gespräche von Seiten des Landes angeboten wurden.  Allerdings sagt Görg auch: „Es hat bis jetzt noch kein Gespräch stattgefunden, und wir haben noch nichts konkretisiert.“

Gutachter Johannes Hager kommt aus Thüringen und prüft die Wildenburg auf Herz und Nieren.

Gutachter Johannes Hager kommt aus Thüringen und prüft die Wildenburg auf Herz und Nieren.

Foto: TV/Hans-Peter Linz

Zumindest die Zertifizierung des zukünftigen Nationalparktors im Rahmen des Qualitätsmanagements der Naturparks in Deutschland ist nun erfolgt.  „Mit 35 000 Besuchern pro Jahr liegen wir an der Spitze der Nationalparktore“, berichtet Klaus Görg. Das Wildgehege habe eine Gesamtgröße von 72 Hektar. „Wir achten immer darauf, dass wir weit unter der Maximaltierzahl in  den Gehegen bleiben. Allein ein Hektar steht für unsere vier Wölfe zur Verfügung, so dass sie sehr gute Rückzugsmöglichkeiten haben“; sagt Görg.  Das Gehege erfülle darüber hinaus eine Funktion als Umweltbildungszentrum. Gruppen aus Kitas und Schulen können sich dort auf Erlebniscamps treffen, inklusive Grillhütte. Wünschenswert sei es, langfristig die Zusammenarbeit zwischen Naturpark und Nationalpark zu verstärken.  Dazu rät auch Gutachter Johannes Hager und fordert: „Das muss mit Leben erfüllt werden. Der Deutsche neigt nämlich rasch  zur Kleinstaaterei.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort