Dialog kommt nicht wirklich in Gang

Konz · Politiker, Verwaltungsvertreter und Jugendliche haben sich in Konz zum Austausch getroffen. Die Veranstaltung bildete den Schlusspunkt der Aktion "be part - be you". Ziel war es, Jugendliche mit öffentlichen Entscheidungsträgern ins Gespräch zu bringen.

 Trotz gemeinsamer Aktion bleiben sie auf Distanz: Ministerin Irene Alt, Bürgermeister Karl-Heinz Frieden, Teilnehmerinnen und Teilnehmer Kim Nguyen (18), Kathrin Scheuer (15), Lars Rudolph (17) und Projektleiterin Annika Goldhausen (von links). TV-Foto: Friedhelm Knopp

Trotz gemeinsamer Aktion bleiben sie auf Distanz: Ministerin Irene Alt, Bürgermeister Karl-Heinz Frieden, Teilnehmerinnen und Teilnehmer Kim Nguyen (18), Kathrin Scheuer (15), Lars Rudolph (17) und Projektleiterin Annika Goldhausen (von links). TV-Foto: Friedhelm Knopp

Konz. Warum Freizeit opfern und bei einer Aktion mit politisch-gesellschaftlichem Hintergrund mitmachen? Der 17-jährige Konzer Lars Rudolph sieht das beim Jugendforum im Konzer Kloster Karthaus so: "Weil mir meine Zukunft nicht gleichgültig ist. Da werden in Berlin und Brüssel über unsere Köpfe hinweg Entscheidungen getroffen, die wir später ausbaden müssen. Auch wenn die Entscheider von heute längst abgetreten sind."
Fakt ist: Zwischen Jugendlichen und erwachsenen Entscheidern herrscht oft Sprachlosigkeit. Zurück bleibt bei der Jugend das Gefühl, dass die Entscheidungen an ihren Interessen vorbeigehen. Als Brücke zwischen beiden Lagern soll der von der EU ins Leben gerufene "Strukturierte Dialog" dienen.
Dessen Ziel ist es, Jugendliche in den EU-Mitgliedstaaten mit den örtlichen politischen Entscheidungsträgern ins Gespräch zu bringen.
Die Kreise Trier-Saarburg und Bernkastel-Wittlich haben in den vergangenen Monaten versucht, dieser eher abstrakt klingenden Idee praktisches Leben einzuhauchen. Dazu startete Anfang des Jahres in der Region die Projektreihe "be part - be you" (Nimm teil - Sei du selbst).
Die Projektleitung hat das Jugendnetzwerk Konz (Junetko) übernommen. Unterstützt und gefördert wird die Aktion von der Deutschen EU-Agentur "Jugend für Europa", dem rheinland-pfälzischen Jugendministerium und dem Kreis Trier-Saarburg. Aufgerufen sind auch Jugendgruppen außerhalb des Kreises Trier-Saarburg - etwa in der Stadt Trier.
Wunsch: Mehr Mitbestimmung



Insgesamt 13 Gruppen nehmen an dem Projekt teil. Sie sollen dabei Themen verdeutlichen, die ihnen naheliegen und die sie beschäftigen. Bei der Veranstaltung im Kloster Karthaus sind sie an die Entscheidungsträger herangetreten - mit verschiedenen Mitteln. Acht der beteiligten Gruppen haben sich für Graffiti entschieden, fünf haben Videos zu ihren Anliegen gedreht.
Die von den Jugendlichen im Alter von 15 bis 18 Jahren aufgegriffenen lokalen Themen reichen vom Wunsch nach mehr Mitbestimmung und besserem Personennahverkehr über mehr Zusammenhalt in der Gemeinde und mehr Angebote für Jugendliche bis hin zur schnellen Internetverbindung. Global haben die Jugendlichen vor allem Anti-Rassismus, Gleichheit, Zivilcourage, Datenschutz, Engagement für Europa und eine gesamteuropäische Atompolitik im Fokus.
Das Ergebnis präsentierte Projektleiterin Annika Goldhausen (Junetko). Landesjugendministerin Irene Alt, die Landtagsabgeordneten Ingeborg Sahler-Fesel (SPD) und Bernhard Henter (CDU) und Bürgermeister Karl-Heinz Frieden saßen dabei im Publikum. In welchen Bereichen sollen Jugendliche mitbestimmen, wird Ministerin Alt gefragt. "Ich würde sagen, in allen Bereichen", antwortet sie. Die Jugendlichen reagieren stumm. Der wirkliche Austausch zwischen ihnen und den Entscheidungsträgern will nicht in Gang kommen.
Ministerin und Abgeordnete sind schon zu den nächsten Terminen unterwegs, und Jugendpfleger, Mitglieder des Stadt- und Verbandsgemeinderats Konz, Verwaltungsmitarbeiter und Junetko-Vorstandsmitglieder springen in die Bresche. Doch ein offener Dialog kommt nicht recht zustande, obwohl sich die moderierenden Jugendpfleger sichtlich um Anschub bemühen. Nur beim Thema "Schwimmbadbau in Konz" kommt es zum offenen Austausch mit den Kommunalpolitikern Rainer Schons (CDU), Sascha Gottschalk (Grüne) und Andreas Beiling (CDU), Leiter des Jugendamtes Trier-Saarburg.
Alles zur EU-Initiative "Strukturierter Dialog" unter www.strukturierter-dialog.de
Meinung

Funke springt nicht über
Auch wenn es die engagierten Organisatoren von "be part - be you" nicht gerne hören: Wirklich überzeugt hat das in Konz präsentierte Ergebnis der aufwendigen Aktion nicht. Schon die Zahl von gerade mal 114 Teilnehmern in der gesamten Region stimmt nachdenklich. Ebenso dünn fiel die Abschlussbilanz aus - da halfen auch die routiniert abgespulten Schlagwortsätze der herbeigeeilten Fachministerin nichts. Sicher waren alle Beteiligten mit bestem Willen dabei, besonders die Jugendlichen, deren Mitwirkung und Meinung im Brennpunkt stand. Doch der Funke, den die Aktion hatte zünden sollen, ist nicht übergesprungen. Um Jugendliche in den Austausch mit etablierten Entscheidungsträgern zu führen, braucht es offenbar mehr als einige selbst gestaltete Videos und Graffiti. trier@volksfreund.deExtra

Am Projekt "be part - be you" haben in den Kreisen Trier-Saarburg und Bernkastel-Wittlich 13 Jugendgruppen mit insgesamt 114 Jugendliche im Alter von 15 bis 20 Jahren teilgenommen. Zwischen Januar und Mai trafen sich die Gruppen zu jeweils einem Aktionstag in ihren jeweiligen Orten. In folgenden Orten hatten Jugendgruppen teilgenommen: Farschweiler, Gusterath, Klüsserath, Konz-Karth aus, Konz-Könen, Konzer Tälchen, Korlingen, Longuich, Mannebach, Naurath-Wald, Rascheid, Reinsfeld, Taben-Rodt, Wittlich. f.k.

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