Ein Leben lang lernen

Eine Gruppe engagierter Damen lernt zum Teil seit über 40 Jahren Englisch - erst an der Volkshochschule Konz, mittlerweile im privaten Kreis.

 Seit 1953 unterrichtet die 96-jährige Margret Breuer (Mitte) Englisch. Ihre treuesten Schülerinnen, zum Teil seit mehr als 40 Jahren dabei, besuchen sie einmal pro Woche und führen den Volkshochschulkurs bei ihr im Wohnzimmer fort. TV-Foto: Jürgen Boie

Seit 1953 unterrichtet die 96-jährige Margret Breuer (Mitte) Englisch. Ihre treuesten Schülerinnen, zum Teil seit mehr als 40 Jahren dabei, besuchen sie einmal pro Woche und führen den Volkshochschulkurs bei ihr im Wohnzimmer fort. TV-Foto: Jürgen Boie

Konz. (jbo) Englisch-Lehrerin Margret Breuer ist 96 Jahre alt - und unterrichtet immer noch die englische Sprache. "Oxford-Englisch", betont die Pädagogin, die 1953 an der Volkshochschule Konz ihren ersten Kurs gab. "Bis zum Jahr 2000 haben wir uns einmal in der Woche zum Englisch-Kurs im Schulzentrum getroffen", berichtet Anneliese Michel aus Tawern, die seit 37 Jahren dabei ist. Doch Margret Breuer, damals bereits 86, wollte abends nicht mehr Auto fahren. Die Kursteilnehmerinnen, über viele Jahre zusammengewachsen zu einem echten Freundeskreis, wollten aber nicht auf ihren lieb- gewonnenen Englisch-Unterricht verzichten. Breuer, Lehrerin aus Leidenschaft, schlug vor: "Wir machen bei mir im Wohnzimmer weiter."

Seit mehr als zehn Jahren treffen sich nun sechs verbliebene Damen von ehemals rund 30 Kursteilnehmern jeden Dienstagabend im Haus ihrer Lehrerin in Berendsborn. "Zuerst machen wir 90 Minuten Unterricht, dann geht es zum gemütlichen Teil über", erläutert Brigitta Weber den Ablauf der Abende. Die Damen, dank des Unterrichts ein reiselustiges Völkchen, erzählen von ihren Erlebnissen und erinnern sich an viele lustige Begebenheiten. "Einmal blieben wir nach dem Unterricht im Konzer Schulzentrum noch so lange im Raum und redeten miteinander, dass wir plötzlich eingeschlossen waren", erzählt Maria Jahreis, seit 42 Jahren treue Englisch-Schülerin. "Wir kletterten dann alle aus einem Fenster, denn Handys zum Hilferufen gab es noch nicht." Anneliese Michel wurde unfreiwillig zur Dolmetscherin und Reiseleiterin, als sich auf einer Busreise nach England herausstellte, dass sie die Einzige mit guten Englisch-Kenntnissen war. "Ich hatte mir gesagt, einen Tag in der Woche tue ich was für meinen Körper und gehe turnen, und einen Tag mache ich was für meinen Geist. Das wurde dann der Englisch-Unterricht", erklärt Marliese Raglewski ihre Motivation. "Ich fühle mich sicher im Ausland, weil ich Formulare lesen und meine Wünsche äußern kann", sagt Dorothea Weber. Man spürt: Margret Breuer hat ganze Arbeit geleistet. Die Frauen freuen sich über ihre Ausdauer beim Lernen, die Erfolge und die Freundschaften, die sich entwickelt haben.

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