Restaurierung Erinnerung an ermordete Juden aus Hermeskeil: Verein erneuert Gedenkplakette an der Martinuskirche

Hermeskeil · Halb verwittert war die Tafel, die in Hermeskeil an jüdische Opfer des Nazi-Regimes erinnerte. Der Kulturgeschichtliche Verein Hochwald hat sie nun restaurieren lassen. Was die Heimatforscher über die damalige Zeit wissen und warum sie noch eine zweite Plakette enthüllen werden.

 Der Vorsitzende des Kulturgeschichtlichen Vereins Hochwald, Dittmar Lauer, und Hermeskeils Stadtbürgermeisterin Lena Weber zeigen die restaurierte Erinnerungstafel, die bald in der Nähe der Martinuskirche angebracht werden soll.

Der Vorsitzende des Kulturgeschichtlichen Vereins Hochwald, Dittmar Lauer, und Hermeskeils Stadtbürgermeisterin Lena Weber zeigen die restaurierte Erinnerungstafel, die bald in der Nähe der Martinuskirche angebracht werden soll.

Foto: Herbert Thormeyer

„Die ist ja richtig toll geworden“, staunt die Hermeskeiler Stadtbürgermeisterin Lena Weber über die Qualität der restaurierten Gedenktafel, mit der seit 1979 gegenüber der Pfarrkirche St. Martinus an 21 von den Nazis ermordeten Juden (16 Frauen, fünf Männer) gedacht wird. „Im Laufe der Zeit ist die Tafel unansehnlich geworden“, erklärt der Vorsitzende des Kulturgeschichtlichen Vereins Hochwald, Dittmar Lauer, die 3500 Euro teure Instandsetzung und Ergänzung.

Denn außerdem soll mit einer zweiten Tafel erstmals namentlich an die Opfer erinnert werden. Beide Plaketten werden am Sonntag, 21. November, um 16 Uhr an gleicher Stelle feierlich enthüllt.

Lauer hätte sich gewünscht, dass gleichzeitig sogenannte „Stolpersteine“, des Künstlers Gunter Demnig verlegt werden. „Wir sind mit ihm in Verbindung getreten“, sagt Lauer. Doch der Initiator, der mit seinen kleinen, golden glänzenden Pflastersteinen an den Häusern an die Stellen erinnert, wo die ermordeten Juden einst lebten, bestehe darauf, dass die Aktion mit einem Schulprojekt einhergehe. „Das haben wir in der Kürze der Zeit nicht mehr geschafft“, bedauert Lauer. Dies soll aber im nächsten Jahr umgesetzt werden.

Für das historische Wissen der jungen Generation will der Verein mit seinem umfangreichen Archiv in der ehemaligen Kaserne sorgen. Mehr als 40 Menschen jüdischen Glaubens lebten laut Lauer vor der Nazizeit ganz normal mit ihren christlichen Nachbarn in Hermeskeil zusammen. „Meist waren das Geschäftsleute, auch ein Tierarzt, ein Apotheker und ein Metzger waren dabei.“ In Hochwald-Archiv des Vereins gibt es einzigartige Dokumente, die dieses Leben beschreiben und was passierte, als Terror und Gewalt der Nationalsozialisten losbrachen.

1970 erschien das Buch „Hermeskeil – Stadt im Hochwald“. Darin wird behauptet, alle jüdischen Familien seien nach Amerika ausgewandert und der Amtsbürgermeister jubelte 1942: „Hermeskeil ist judenfrei“. Drei jüdische Mitbürger ließen 1979 die Gedenktafel anbringen, die zeigt, dass das nicht der Fall war.

Lauer hält bis heute Kontakt mit den Nachfahren der Ermordeten und ist im Besitz einzigartiger Korrespondenz, aus der hervorgeht, wie schlimm die Zeit der Nazi-Herrschaft und ihrer Unterstützer wirklich war.

Die Kosten für die beiden Bronzetafeln übernimmt der Verein, der dafür von Spendern unterstützt wird. Die weitere Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus im Hochwald im Allgemeinen und dem „Gaumuster- und Olympiadorf“ Hermeskeil, dem Standort der NSDAP-Kreisleitung, im Besondern betrachten der Vorsitzende Dittmar Lauer und Vereinsmitglied Heinz Ganz-Ohlig als bedeutsame Arbeit für die Nachwelt.

„Die Gedenkarbeit ist heute wichtiger denn je“, findet Stadtbürgermeisterin Weber. Die Ermordeten bekämen wieder ihre Identitäten zurück. Beim Festakt der Enthüllung werden auch Vertreter des Jüdischen Kulturgeschichtlichen Vereins in Trier und der Trierer Gesellschaft für Jüdisch-Christliches Zusammenleben anwesend sein.

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