Frischer Asphalt auf freier Flur

Hermeskeil · Das insgesamt 1,4 Millionen Euro teure Flurbereinigungsverfahren in Hermeskeil hat nun sichtbare Auswirkungen. Rund um die Stadt haben die Bauarbeiten für ein moderneres Wirtschaftswegenetz begonnen. Bis 2015 werden über zwölf Kilometer Wege neu gemacht. Davon sollen nicht nur die Landwirte profitieren, sondern auch spazierende und radelnde Bürger. Eine negative Begleiterscheinung ist aber auch möglich.

Hermeskeil. Wer sich dieser Tage der Hochwaldstadt nähert, sieht inmitten der Wiesen und Felder rundherum an unterschiedlichen Stellen schwere Baumaschinen wie Walzen, Asphaltfertiger und Laster, die Material liefern.
Der Grund: Rund um Hermeskeil ist ein Großprojekt angelaufen. Im Zuge des schon 2008 gestarteten Flurbereinigungsverfahrens (siehe Extra), für das das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR Mosel) verantwortlich ist, werden zwar keine neuen Wirtschaftswege gebaut. Dieses und nächstes Jahr steht aber nahe Hermeskeil die aufwendige Modernisierung des bestehenden Netzes an.
Geplant ist, über zwölf Kilometer Wege zu erneuern. Davon werden acht Kilometer frisch asphaltiert, der Rest neu geschottert und befestigt.
"Ich kenne zurzeit landesweit kein Vorhaben in einer ähnlichen Größenordnung", sagt Wolfgang Wagner, leitender Ingenieur vom Verband der Teilnehmergesellschaften (TG) Rheinland-Pfalz. Martin Schumann, Chef des Referats ländliche Bodenordnung bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier, fügt hinzu, dass die Arbeiten in Hermeskeil "in einigen Punkten Modell- und Vorzeigecharakter haben". Zum Beispiel werden die von den Landwirten besonders häufig befahrenen Hauptwege auf 1,5 Kilometer Länge von bisher drei auf vier Meter verbreitert. "Hermeskeil ist der erste Ort in Rheinland-Pfalz, in dem wir in diesem Umfang Wege in solcher Breite genehmigt und bezuschusst haben", betont Schumann.
Gerhard Eiden, Vorsitzender der Hermeskeiler TG im Flurbereinigungsverfahren, sieht das als großen Vorteil für die aktuell noch vier großen Hermeskeiler Vollerwerbsbetriebe sowie einen Landwirt im Nebenerwerb. "Wir sind darüber heilfroh", sagt Eiden.
Größere Flächen



Heute müssten die Landwirte viel größere Flächen bewirtschaften als in früheren Zeiten. Deshalb haben auch ihre Maschinen und Fahrzeuge inzwischen viel größere Ausmaße und ein höheres Gewicht. "Die Wege sind dafür aber nicht ausgelegt und halten den Belastungen nicht mehr stand", so Eiden.
Auch das DLR betont, dass mit dem Ausbau der Wege eine "Anpassung an die neuen Bewirtschaftungsstrukturen erfolgt und ein modernes Netz entsteht, das den heutigen Anforderungen der landwirtschaftlichen Maschinen gerecht wird".
Nach Auffassung der Beteiligten kommt aber noch ein positiver Nebeneffekt hinzu: Das Wegebauprojekt bedeute in Sachen Naherholung und Fremdenverkehr einen Mehrwert für Hermeskeil.
So werden auf der beliebten Flaniermeile zur Erzbergkapelle optisch ansprechende Rasengittersteine verlegt.
Michael Hülpes, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG), formuliert es so: "Es geht bei dem Vorhaben nicht nur darum, die Interessen der Landwirte zu befriedigen, wenngleich das vorrangig ist. Die Belange der Bürger, die auf den Wegen spazieren, joggen oder Rad fahren, spielen für uns ebenfalls eine wichtige Rolle."
Gerade im letztgenannten Aspekt sieht auch Mathias Queck aus städtischer Sicht "ein besonderes Interesse an diesem Verfahren, das wir aufmerksam begleiten werden".
Der Stadtbürgermeister spricht jedoch auch eine negative Begleiterscheinung an, die eintreten könnte. Zwar bleiben die Wirtschaftswege für normale Autofahrer nach wie vor gesperrt. Ihr besserer Zustand könnte aber dazu führen, dass sich auf ihnen trotzdem der Verkehr verstärkt - zum Beispiel auf dem Weg oberhalb des Baugebiets am Tivoli. "Das müssen wir vermeiden", sagt Queck.

Extra

Im Land Rheinland-Pfalz gibt es aktuell etwa 450 laufende Flurbereinigungsverfahren. Das in Hermeskeil ist mit Gesamtkosten von 1,4 Millionen Euro eines der größten. Es wird zu 84 Prozent mit Zuschüssen der EU, des Bundes und des Landes finanziert. Die Hermeskeiler Teilnehmergemeinschaft (TG), in der 654 Eigentümer von Flächen zusammengefasst sind, müsste 16 Prozent der entstehenden Kosten übernehmen. Dieser Anteil wird aber von der Jagdgenossenschaft übernommen. Die Anfänge des Verfahrens reichen bis in das Jahr 2002 zurück. Damals vereinbarten die Eigentümer von Flächen einen freiwilligen Nutzungstausch auf Pachtbasis. So konnten für die in der Branche tätigen Betriebe größere zusammenhängende Bewirtschaftungsflächen ausgewiesen werden. "Wir haben damals eine 85 Prozent-Lösung hinbekommen", sagt Eiden. Im laufenden Verfahren geht es nun neben dem Wegebau auch darum, Grundstücke neu einzuteilen, so dass dann auch ein Besitzübergang erfolgt. Eiden rechnet damit, dass es bis zum Abschluss des Verfahrens "noch zwei, drei Jahre dauern wird". ax

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