Glaube im Alltag

Meinung Wir sind Papst! So titelte am 20. April 2005, einen Tag nach der Wahl Joseph Kardinal Ratzingers zu Papst Benedikt XVI. ein bekanntes deutsches Blatt.

Dabei hat das Blatt Martin Luther auf seiner Seite gehabt: "Denn was aus der Taufe gekrochen ist, das mag sich rühmen, schon zum Priester, Bischof und Papst geweiht zu sein, obwohl es nicht jedem ziemt, ein solches Amt auszuüben." Ist doch die Taufe auf den Namen des dreieinigen Gottes das grundlegende Sakrament. Daher sind die Getauften frei und geistlichen Standes. Gleichzeitig macht die Taufe Menschen zu Kindern Gottes und untereinander zu Geschwistern. Wenn heute aus der ganzen Evangelischen Kirche im Rheinland Kindergottesdienstmitarbeitende in Trier zusammenkommen, dann ist das eine Art Familientreffen von Menschen, die einander kennen und mögen, aber auch von solchen, die sich erst kennenlernen müssen. Und dennoch gilt: Wir sind als Getaufte Geschwister und gemeinsam unterwegs, im Hören aufeinander und Reden miteinander, aber auch mit unterschiedlicher Nähe zueinander. Und das gilt auch für die Kirchen und Konfessionen vor und nach dem Papstbesuch. Unsere Taufe gilt, für immer. Also bleiben wir Geschwister für immer. Das geht allem Ringen um Einheit voraus und trägt auch da, wo wir in unserem theologischen Denken oder praktischem Glaubensleben noch nicht so recht zueinander finden. Das Band unserer Taufe ermöglicht, dennoch miteinander Gottesdienst zu feiern als Hinwendung zu dem gemeinsamen Gott. Es lässt uns die Herausforderungen der Gegenwart gemeinsam annehmen und dankbar sein für alle Begegnungen in der großen Familie - trotz aller ungelösten Fragen, für die wir gemeinsam Verantwortung tragen. Christoph Pistorius, Superintendent, Trier

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