Heute an den Füßen, morgen im Glas

HERMESKEIL/NONNWEILER. Es ist ein verbotener Badespaß, doch er erfreut sich zunehmender Beliebtheit: Die hochsommerlichen Temperaturen locken von Tag zu Tag mehr "Badefreunde" an die Primstalsperre. Doch aus dem Trinkwasserspeicher schöpft die Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil ihr Trinkwasser. Die rund um den See und an den Zuwegen aufgestellten Verbotsschilder stören die "illegalen Badegäste" offensichtlich nicht.

Im Trinkwasserreservoir Primstalsperre geht es zu wie in einem Strandbad. "Der verbotene Badebetrieb nimmt ständig zu und ist nicht mehr zu kontrollieren", klagt Kurt Backes, der Betriebsleiter der Talsperre. Laut Trinkwasser-Schutzverordnung sind alle unmittelbaren Verunreinigungen oder Gefährdungen des Wassers der Talsperre wie Bootsverkehr, Wassersport einschließlich Tauchsport, Baden und Schwimmen ausdrücklich verboten.Täglich bis zu 150 Schwimmer

Nur die "Badegäste" halten diese Verbote alles andere als ein, denn an der Primstalsperre boomt der "kostenlose Badetourismus". Schlauchboote werden zu Wasser gelassen, mitten auf dem See treiben bunte Gummiboote, auf Luftmatratzen wird über das Wasser gepaddelt oder auf einem aufblasbarem Dinosaurier über die Wellen geritten: Bis zu 150 Schwimmer finden täglich im Trinkwasserspeicher ihre heiß ersehnte Abkühlung. "Das Schwimmen im See ohne Badeaufsicht ist purer Leichtsinn", warnt Backes eindringlich. Doch damit nicht genug. Auf den Hinweistafeln werden die Hundehalter aufgefordert, ihre Vierbeiner an der Leine zu führen. Dem kommen viele Herrchen und Frauchen jedoch in keinster Weise nach. "Wir beobachten täglich viele Hunde im Wasser", sagt Backes. Weiterhin hat sich laut des Betriebsleiters eine "FKK-Ecke", im "saarländischen Strandbad" unterhalb der Kreisstraße zwischen Otzenhausen und Neuhütten etabliert. Da während der Ferienzeit viele Kinder und Feriengruppen die Talsperre besuchen, ist Backes darüber besonders verärgert. "Da ein großer Teil der Badegäste nackt ist, stellt er aus Sicht des Talsperrenverbandes ein öffentliches Ärgernis dar", sagt Backes. Die Mitarbeiter der Talsperre haben in der Vergangenheit schon des Öfteren "Badegäste" angesprochen und sie aufgefordert, sich etwas überzuziehen oder aus dem Wasser zu kommen, doch gebracht habe es nichts. "Einige kamen der Aufforderung nach, andere wurden sogar ausfallend", berichtet Backes. Für ihn und seine Mitarbeiter ist die Aufsicht wie ein Fass ohne Boden. In der Zeit, in der sie einen Gast ansprechen, springt an einer anderen Stelle eine ganze Gruppe ins Wasser. Besonders beliebt aus rheinland-pfälzischer Sicht ist die "Züscher Halbinsel", die auch bequem motorisiert erreichbar ist.Verbandsgemeinde will handeln

Die Züscher Halbinsel besticht neben ihrer traumhaften Sonnenlage auch durch ihr überhöhtes Müllaufkommen. Auf ihr bleibt von der Glas- bis zur leeren Sonnenmilchflasche so gut wie alles liegen. "Bis zu den Mülleimern sind es nur knapp zehn Meter", sagt Backes kopfschüttelnd. Jeden Tag umfahren die Mitarbeiter den See und sammeln den Müll wieder ein. Da dem Talsperrenverband die Hände gebunden sind, Backes jedoch dringenden Handlungsbedarf sieht, hat er sich an die Gemeindeverwaltung Nonnweiler und an die Verbandsgemeindeverwaltung in Hermeskeil gewandt, um zur Eindämmung des "verbotenen Bade-Tourismus'" Hilfe und Unterstützung zu erhalten. "Hermeskeil hat sich bereit erklärt, Ordnungshüter vorbei zu schicken", sagt Backes. Das gleiche gelte für Nonnweiler. Das Hermeskeiler Ordnungsamt zeigte schon einmal Präsenz, weitere Kontrollen sollen folgen. "Wir werden jeden Tag vom Talsperrenverband informiert, wie viele Badegäste sich im Wasser aufhalten", teilt Christoph Borresch vom Ordnungsamt mit, das bei Zuwiderhandlungen ein sofortiges Platzverbot aussprechen kann. Weiterhin werden die Personalien der Badenden festgestellt, die dann noch mit einem Bußgeld rechnen müssen. Kurt Backes blickt schon besorgt in Richtung Wochenende. Dann rechnet er mit einem erneuten Ansturm auf das "größte Naturschwimmbad" weit und breit.

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